Manchen Ärzten sind sie ein Graus: die «Google-Patienten», jene, die sich schon vorher im Internet und, wo immer sie konnten, über ihr Leiden schlaugemacht haben. Sogar SRF hat das Phänomen aufgegriffen und daraus mit «Ärzte vs. Internet» ein munteres Quiz gemacht (BLICK berichtete).
Doch der Normalfall ist das nicht. In Wahrheit dominiert noch immer das Problem, dass das medizinische Personal in den Spitälern zu wenig Zeit für Patienten hat. Die Geschichte von Hans Stolz ist jedenfalls kein Einzelfall. Das sagt Barbara Züst von der Schweizerischen Stiftung SPO Patientenschutz. «Das ist ein Dauerthema, auch bei uns. Gerade bei der Kommunikation zwischen Patienten und Pflegepersonal hapert es – ausgelöst durch den immensen Druck, der auf dem Personal lastet», so Züst.
Die Konzentration leidet
Das bestätigt auch Helena Zaugg, Präsidentin des Schweizer Pflegefachverbandes. «Vor allem diplomierte Pflegefachkräfte sind in Spitälern teilweise für bis zu 16 Patienten zuständig – tagsüber. Nachts können es noch wesentlich mehr sein.» Das Problem: Die Pflegefachpersonen können sich so nie lange am Stück mit einem Patienten beschäftigen, werden immer wieder unterbrochen. Darunter leide die Konzentration, im schlimmsten Fall passieren Fehler.
Doch das ist nicht der einzige Grund für Pannen im Spital. «Kommt hinzu, dass die Arbeitsteilung in den Spitälern heute extrem ist – da ist es keine Seltenheit, dass Patienten ihre Bedenken gleich mehreren Ärzten mitteilen müssen und es dann doch nicht ankommt. Beim Thema Allergien ist das ein grosses Problem», sagt Züst von der SPO.
Patient muss hartnäckig bleiben
Doch wie kann sich ein Patient davor schützen, am Ende falsche Medikamente oder Therapien verschrieben zu bekommen? «Es ist heute ganz wichtig, dass Patienten nachfragen und hartnäckig bleiben, wenn sie bemerken, dass sie beim Personal nicht durchdringen. Dabei gilt: Es gibt keine dummen Fragen im Spital – Patienten haben ein Recht darauf, genau zu wissen, was man mit ihnen macht», sagt Züst.