In der Asylunterkunft Lanzenrain in Oberengstringen ZH wurde ein Asylsuchender Ende Juli positiv auf das Coronavirus getestet. Er und die 16 weiteren Bewohner mussten daraufhin in Quarantäne, wie «20 Minuten» berichtete.
Ein Bewohner erzählte, dass man die Massnahme verstanden und akzeptiert habe. Dennoch habe vor dem Eingangstor zur Unterkunft plötzlich ein von der Gemeinde beauftragter Sicherheitsdienst gestanden. Der Bewohner ist sich sicher: «Es ist klar, dass uns die Gemeinde nicht vertraut hat, die Quarantäne selbstständig einzuhalten.» Während 10 Tagen habe rund um die Uhr ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes den Eingang zur Unterkunft bewacht.
Hinzu kam, dass die Isolation des Corona-Infizierten laut dem Bewohner mangelhaft gewesen sei. Der Mann habe die Gemeinschaftsküche mit Handschuhen und Maske mitbenutzen können.
Die Gemeinde sagt, es ginge um den Schutz der Asylsuchenden
Die Gemeinde Oberengstringen äusserte sich gegenüber «20 Minuten» zu den Vorwürfen. Matthias Ebnöther, Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung, meinte: «Der Sicherheitsdienst wurde beauftragt, um die Quarantäne einer grösseren Personengruppe sicherzustellen.» Es ginge bei dieser Massnahme auch darum, Leute von aussen daran zu hindern, die Unterkunft zu betreten. Also habe primär die Gesundheit der Asylsuchenden im Vordergrund gestanden.
«Zudem wollten wir sicherstellen, dass die Bewohner der Unterkunft – trotz Sprachbarriere – die Ernsthaftigkeit der Quarantäne verstehen», meinte Matthias Ebnöther. Weiter hätten sich Mitarbeitende während der Quarantäne gut um die Bewohner gekümmert und beispielsweise für sie eingekauft.
Hanna Gerig kritisiert die Massnahmen
Hanna Gerig ist Geschäftsleiterin des gemeinnützigen Vereins Solinetz. Sie äussert sich gegenüber «20 Minuten» zum Vorfall. Sie ist der Meinung, dass es «heuchlerisch» sei, zu sagen, dass der Schutz der Asylsuchenden im Vordergrund gestanden habe.
«Es gibt keinen vernünftigen Grund, wieso Asylsuchende nicht gleich behandelt werden sollten wie der Rest der Bevölkerung.» Die Überwachung würde höchstens negative Gefühlen auf beiden Seiten – auf Seiten der Asylsuchenden und der Anwohner – schüren.