Susanne Ruoff (60) steht wegen des Postauto-Bschisses unter Beschuss. Jetzt kommt es noch dicker für die Postchefin und ihren Konzern: In der kommenden Frühjahrssession werden die Politiker in Bern nicht nur über Ruoff und ihre Rolle beim Subventionsbetrug sprechen, sondern gar über die Aufspaltung der Post.
«Wegen der Postauto-Affäre wird sicherlich die Frage diskutiert werden, ob die Postauto AG aus dem Post-Mutterkonzern herausgelöst werden soll», sagt FDP-Nationalrat Kurt Fluri (62) dem BLICK. Der Verkehrspolitiker steht einer Herauslösung offen gegenüber: «Meiner Meinung nach wäre das positiv, weil sich dann sowohl die Post als auch Postauto besser auf ihre Kernaufgaben konzentrieren könnten. Zudem gäbe es we niger Interessenkonflikte und Fragezeichen bezüglich Gewinnstreben der verschiedenen Bereiche.»
«Es wäre ganz sicher sinnvoll»
Begeistert von dieser Idee ist Ulrich Giezendanner (64), der mit Fluri in der Verkehrskommission des Nationalrats sitzt: «Es wäre ganz sicher sinnvoll, die Postauto AG aus dem Gesamtkonzern herauszulösen.» Giezendanner weiss auch schon, wie er dabei vorgehen möchte: «Anfangen sollten wir mit einem externen, von der Postspitze unabhängigen Verwaltungsrat – wie wir das auch bei SBB Cargo angeregt haben.» Die Folge: Ruoff müsste das Verwaltungsratspräsidium von Postauto abgeben, ihr Einfluss würde zurückgehen.
Auch Thierry Burkart (42, FDP) findet es richtig, dass nun über alle Optionen diskutiert wird. Der Aargauer Verkehrspolitiker verweist aber darauf, dass allein durch die Herauslösung aus dem Mutterkonzern das Grundsatzproblem von Postauto nicht gelöst würde: «Wenn Postauto ausgelagert wird, ändern sich nur organisatorische Aspekte. Das Unternehmen würde aber weiterhin Subventionen für den Regionalverkehr beziehen und könnte deshalb weiterhin illegale Quersubventionierungen vornehmen.»
«Man kann sicher darüber diskutieren»
Es gibt auch Linke, die sich einem Postauto-Alleingang nicht kategorisch verwehren. «Man kann sicher darüber diskutieren», sagt der Basler SP-Regierungsrat Hans-Peter Wessels (55). Allerdings ist der Präsident der Konferenz der kantonalen Direktorinnen und Direktoren des öffentlichen Verkehrs der Meinung, dass man das unabhängig vom jetzigen Fall tun sollte. «Ich bin dagegen, dass man jetzt etwas übers Knie bricht. Wir sollten zuerst die Untersuchungsberichte abwarten.»
Nichts wissen von einer Postauto AG ohne Post will dagegen Philipp Hadorn (51). Der Zentralsekretär der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) stellt klar: «Es scheint mir nicht zielführend, nach der PTT-Aufteilung nun auch noch den Post-Rumpf weiter aufzusplitten.» Denn bei einer tiefgreifenden Reorganisation komme es immer zu Entlassungen, zerstörten Laufbahnen und gefährdeten Existenzen.
Und was meint die Post selbst zur Diskussion? «Das ist eine spekulative Frage», sagt Sprecherin Léa Wertheimer. Die Post sei ein Mischkonzern in vollständigem Bundesbesitz. Und der Bund habe der Post für alle Märkte strategische Ziele gesetzt. «Eine solche strukturelle Veränderung wäre nur mit Zustimmung des Eigners denkbar», so Wertheimer. Euphorie klingt anders.