Nach Brand in Zofingen AG ermittelt Staatsanwaltschaft wegen versuchter Tötung
Wollte SVP-Politikerin ihren Feuerwehrmann verbrennen?

Es ist ein mysteriöser Brand, der sich Ende August im Haus einer vierköpfigen Familie in Zofingen abgespielt hat. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht nur wegen Brandstiftung, sondern auch wegen versuchter Tötung. Die Beschuldigte: die Mutter (30) der Familie. Und die will am Sonntag Einwohnerrätin werden.
Publiziert: 20.09.2017 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:43 Uhr
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Ein Bild aus glücklichen Tagen: Marina und Christian M. Wollte die SVP-Politikerin den Feuerwehrmann tatsächlich verbrennen?
Foto: Facebook
Ralph Donghi

Was hat sich in diesem Einfamilienhaus in Zofingen AG abgespielt? Klar ist: Ende August hat es vor allem im Elternschlafzimmer heftig gebrannt. Ein normaler Brand? Keinesfalls. Die Haustüre ist auch heute noch versiegelt. Und von der vierköpfigen Familie, die dort lebte, ist seither nichts mehr zu sehen.

Bewohnerin Marina M.* (30) sitzt seit zwei Wochen in U-Haft. Ihr Mann Christian (36) wurde beim Brand schwer an den Händen verletzt, ist noch im Spital. Und ihre Kinder (5 und 7 Jahre alt) sind bei Angehörigen. Der Grund: Marina M., die als SVP-Politikerin am Sonntag als Einwohnerrätin gewählt werden will, soll laut regionalen Medien das Feuer selber gelegt haben.

Verfahren wegen versuchter Tötung

Doch BLICK-Recherchen zeigen jetzt: Gegen Marina M. wird nicht nur wegen Brandstiftung, sondern auch wegen versuchter Tötung ein Verfahren geführt! «Ich kann das so bestätigen», so Fiona Strebel von der Staatsanwaltschaft. «Es besteht der dringende Verdacht, dass die Beschuldigte den Brand vorsätzlich gelegt hat und entweder den Tod von Dritten beabsichtigt oder zumindest in Kauf genommen hat.» Gegen ihren Mann laufe «kein Verfahren».

Christian M. ist es, der um 3.30 Uhr das Feuer im Elternschlafzimmer im 1. Stock entdeckt. Er alarmiert sofort die Feuerwehr. Seine eigenen Kumpels! Denn Christian M. ist selber Mitglied bei der Feuerwehr der Stadt. Was nach dem Alarm im Haus passiert ist, wird noch ermittelt.

Wer rettete die Kinder?

Draussen sind rasch Nachbarn da. Einer erzählt BLICK, Christian M. habe trotz den Verletzungen noch beide Kinder aus dem Haus gerettet. Eine Nachbarin will gesehen haben, wie auch Marina ein Kind rausgetragen hat.

Fakt ist: Die Feuerwehr kann Schlimmeres verhindern. Christian M. wird mit einem Heli in eine Spezialklinik geflogen. Die Kinder kommen zu Nachbarn.

Sie bestreitet die Tatvorwürfe 

Und Marina M.? «Sie war nett. Wie immer», so Anwohnerin Irene Wiedemann (78). «Sie hat den Einsatzkräften sogar Kaffee gebracht.» Sie kann sich «nicht vorstellen», dass Marina ihrem Mann, mit dem sie als Friedhofgärtner arbeitet, etwas antun wollte. Vor Ort habe Marina erzählt, dass «etwas am Boden entlang ins Zimmer gekommen» sei. Christian habe «das auch gesehen». Einen Molotowcocktail?

Den Ermittlern kommen Spurenbild und Aussagen verdächtig vor. Die Staatsanwaltschaft will Marina M. für weitere drei Monate in U-Haft behalten. Sie bestreitet die Tatvorwürfe.

Bei der örtlichen SVP geniesst Marina M. weiter Rückhalt – und ist trotz Verfahren und Untersuchungshaft am Sonntag wählbar.

* Name der Red. bekannt

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