Die Schweizer Kapuzinerprovinz will den Fall um den pädophilen Pater Joël (76) aufarbeiten – mithilfe einer neutralen Untersuchungskommission. Die Ergebnisse dieser Kommission sollen bereits in einigen Monaten vorliegen.
Ihr gehören der ehemalige Freiburger Kantonsrichter Alexandre Papaux, der emeritierte Geschichtesprofessor Francis Python und Yves Mausen, Professor für Rechtsgeschichte und Religionsrecht an, wie die Schweizer Kapuzinerprovinz am Mittwoch mitteilte. Die Mitglieder erhielten vollständigen Zugang zu den Archiven der Kapuziner und zum Archiv der Diözese.
Priester stand dreimal wegen sexueller Übergriffe vor Gericht
Missbrauchs-Opfer Daniel Pittet (57) hatte im Februar ein Buch veröffentlicht, in dem er beschreibt, wie er als Kind von einem pädophilen Priester missbraucht wurde. Der Priester wurde darin namentlich genannt. Selbst Papst Franziskus hatte sich erschüttert gezeigt und im Namen der Kirche um Vergebung gebeten.
Der BLICK hatte daraufhin ausführlich über den Fall berichtet, darunter auch über die fragwürdige Rolle des Ex-Kapuzinerchefs Ephrem Bucher (73), der seinen pädophilen Ordensbruder Pater Joël jahrelang gedeckt hatte. Einen Tag nach den BLICK-Enthüllungen war Bucher aus dem Gremium zurückgetreten, in dem er sich um sexuelle Übergriffe in der katholischen Kirche kümmerte – ausgerechnet.
Nach Angaben der Schweizer Bischofskonferenz stand der Priester dreimal wegen sexueller Übergriffe vor Gericht. Zweimal sei es um verjährte Fälle gegangen, im dritten Fall sei er 2012 zu einer Haft von zwei Jahren bedingt verurteilt worden. Dabei sei es um den Missbrauch zweier Opfer in den 1990er-Jahren gegangen.
Resultate sollen der Öffentlichkeit vorgestellt werden
Pittets Fall sei strafrechtlich zwar abgeschlossen, hiess es in der Mitteilung weiter. Trotzdem soll die Kommission die Vorfälle und die getroffenen Massnahmen jener Zeit aufarbeiten und prüfen. Das Studium der Akten werde einige Monate in Anspruch nehmen. Danach sollen die Resultate der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die Kapuziner erinnern weiter daran, dass sich Opfer von sexuellen Übergriffen durch Mitglieder des Ordens jederzeit an den Provinzial oder an eine kirchliche oder neutrale Opferberatungsstelle wenden könnten. (SDA/gr)