Das ist ein fertiger Chabis» – so polterte Gölä (40) gegen die Offroader-Initiative, die Modelle mit besonders hohem CO₂-Ausstoss von der Strasse verbannen will. Auf eine solche Idee, so der Mundartrocker gestern im BLICK, könne nur jemand kommen, der selbst nicht arbeiten müsse.
Bastien Girod (27) hat einen Job. Er ist Nationalrat der Jungen Grünen und arbeitet als Umwelt-naturwissenschaftler an der ETH Zürich an einem Doktorat, wie er auf seiner Website verkündet. Und obwohl sich der junge Politiker mit frechen Vorstössen Gegenwind gewöhnt ist, stand er selten so
heftig im Kreuzfeuer der Kritik wie jetzt.
«Klar gibt es viele heftige Reaktionen», sagt er. «Das Auto ist eine heilige Kuh, und dort anzusetzen ist nicht die populärste Massnahme, das verstehe ich.»
Man könne aber nicht über Klimaschutz reden und gleichzeitig nicht dort eingreifen, wo der Handlungsbedarf gross sei.
Girod: «Wir müssen jetzt auf klimafreundlichere Lebensstile umstellen; und am Anfang werden nicht alle glücklich sein.»
Nicht glücklich ist das eine. Ziemlich saure Stars das andere. Vor allem in der DJ-Szene hat der junge Grüne für rote Köpfe gesorgt. Ohne Protzkarre werden man da gar nicht ernst genommen, meinte der Berner DJ Chistopher S. (38).
«Der sollte genug Selbstvertrauen haben, auch ohne 400 PS seinen Mann zu stehen», so Girod. «Oder nehmen wir DJ Antoine – der mag gute Musik machen.
Aber braucht er dieses Fahrzeug (Dodge Nitro), um seine Platten und das Mischpult zu transportieren? Es ist doch nicht sexy, das Klima kaputt zu machen.» Leute wie Rapper Stress (31) imponieren ihm mehr: «Der definiert sein Ego nicht über sein Auto.»
Grosses Auto – grosses Ego. Was für Hobbypsychologen ausser Frage steht, relativiert Ulf Poschardt, Auto-Kolumnist der «Weltwoche» und Mitglied der Chefredaktion von «Die Welt am Sonntag»: «Die Zukunft gehört den kleinen Autos. Fahrern eines SUV gehört meine ganze Solidarität, weil sie einer aussterbenden Spezies angehören.»
Und was ist mit Leuten, die arbeiten müssen? Gehören die auch zu einer aussterbenden Gattung, weil sie ihre Geräte nicht mehr transportieren dürfen, wie Gölä
gestern im BLICK befürchtete?
«Der hat den Initiativen-Text nicht richtig angeschaut», wehrt sich Girod. «Leute, die das Auto zum Arbeiten brauchen, können das weiterhin tun. Nur massiv ineffiziente Fahrzeuge sollen nicht mehr verkauft werden dürfen.»
Ausserdem wolle er nicht die Mobilität in der Schweiz einschränken. Er, der selbst kein Auto, aber einen Führerschein (und eine Mitgliedschaft bei Mobility) besitzt, sagt: «Wir wollen die vorhandene Technik so einsetzen, dass möglichst energieeffizient gefahren wird.»
Dass im Optimalfall möglichst viele Autolenker aufs Velo umsteigen sollen, ist bei den Jungen Grünen längst Programm. Und dafür kriegen sie sogar von erklärten Protzkarrenfans Applaus.
Poschardt sagt es so: «Fahrern eines Smart gehört mein ganzer Respekt, weil sie die vernünftigste Entscheidung getroffen haben. Fahrern eines Fahrrads gehört mein ganzes Herz, weil sie die Umwelt schonen und die Autobahnen für Schnellfahrer wie mich freihalten.»
In der aktuellen Klimadebatte und der Anti-Offroad-Initiative wird häufig der Offroader als Synonym für den Umweltsünder schlechthin genutzt. Ein Fehler.
Die aktuelle, vom Bundesamt für Energie publizierte Energie-etikette führt 113 SUVs und Geländewagen mit einem Verbrauch von bis zu 8 l/100 km auf. Viele Offroader sind dabei sparsamer als ganz normale Autos. Zwei Beispiele: Der BMW X5, ein 2 Tonnen schweres SUV, verbraucht mit 235 PS starkem Dieselmotor im Schnitt 8,1 l/100 km und bläst 214 g CO₂ pro km in die Luft. Der deutlich kleinere VW Golf R32 mit 250-PS-Benziner schluckt dagegen 10,7 l/100 km und stösst 259 g/km CO₂ aus.
Oder anders gesagt: Im direkten Diesel-Allradvergleich liegt ein Land Rover Freelander 2.2 Td4 mit 7,5 l/100 km um 0,9 Liter unter dem Normverbrauch eines «braven» Audi A6 TDI Quattro.
Fazit: Bei der Pauschalverurteilung der Offroader ist Vorsicht angebracht. Oft treffen die Prügel den Sack und nicht den Esel.
Urs Bärtschi, Leiter Autoredaktion
In der aktuellen Klimadebatte und der Anti-Offroad-Initiative wird häufig der Offroader als Synonym für den Umweltsünder schlechthin genutzt. Ein Fehler.
Die aktuelle, vom Bundesamt für Energie publizierte Energie-etikette führt 113 SUVs und Geländewagen mit einem Verbrauch von bis zu 8 l/100 km auf. Viele Offroader sind dabei sparsamer als ganz normale Autos. Zwei Beispiele: Der BMW X5, ein 2 Tonnen schweres SUV, verbraucht mit 235 PS starkem Dieselmotor im Schnitt 8,1 l/100 km und bläst 214 g CO₂ pro km in die Luft. Der deutlich kleinere VW Golf R32 mit 250-PS-Benziner schluckt dagegen 10,7 l/100 km und stösst 259 g/km CO₂ aus.
Oder anders gesagt: Im direkten Diesel-Allradvergleich liegt ein Land Rover Freelander 2.2 Td4 mit 7,5 l/100 km um 0,9 Liter unter dem Normverbrauch eines «braven» Audi A6 TDI Quattro.
Fazit: Bei der Pauschalverurteilung der Offroader ist Vorsicht angebracht. Oft treffen die Prügel den Sack und nicht den Esel.
Urs Bärtschi, Leiter Autoredaktion