Am Samstagmorgen ist in Schinznach-Bad AG kurz nach 9 Uhr ein Baukran der Firma Interkran auf einen Zug gestürzt. Er hat die Frontscheibe des S-Bahn-Zuges eingeschlagen.
«Es gab einen lauten Knall», berichtet eine Leserreporterin. Sie wohnt gleicht vis-à-vis der Bahnlinie. Schon am morgen hätte sie den Abbau des Krans mit einem unguten Gefühl beobachtet. Denn der Pneukran stand sehr nah am Gleis und hatte einen langen Ausleger am Haken.
«Die Lokführerin wirkte sehr gefasst»
Der Zug wurde während der Fahrt getroffen: Eine Zugspassagierin berichtet: «Die Lokführerin hat super reagiert. Sie hat den Kran fliegen kommen sehen.» Und habe dann schnell die Notbremse gezogen. Sie sei dann sofort nach hinten zu den Passagieren gekommen. «Sie wirkte sehr gefasst.»
Die Zugspassagiere mussten erst noch im Zug ausharren, wie SBB-Mediensprecher Jürg Grob berichtet. Denn erst hätte die Fahrleitung ausgeschaltet werden müssen. Später hätten dann alle Passagiere den Zug verlassen können, wie Leserreporter berichten. Die Zugspassagierin berichtet, dass sie nun mit einem Rettungszug nach Brugg gefahren wurden. «Es war alles sehr gut organisiert», sagt sie.
Wie die Kantonspolizei via Twitter verlauten lässt, gibt es keine Verletzte.
Die rund 45 Passagiere wurden in einen anderen Zug evakuiert und nach Brugg gebracht. Die Lokführerin habe trotzdem einen Schock erlitten und werde betreut.
Der Zwischenfall hat sich gemäss Polizei im Zusammengang mit Arbeiten am Kran ereignet. Der genaue Unfallhergang werde untersucht. Neben der Bahnstrecke werden Mehrfamilienhäuser gebaut.
Wie «TeleM1» berichtet, wollte die Kranfirma Interkran wegen eines Drehkreuzdefekts den Ausleger ersetzen. Vier Mitarbeiter seien vor Ort gewesen, als der Kran auf den Zug stürzte. Die Firma sei erleichtert, dass es keine Toten gab und der Unfall so glimpflich ausging.
Die Kantonspolizei Aargau zeigt spektakuläre Luftbilder des Unfalls. Zu sehen, links der abzubauende Kran, in der Mitte der Pneukran mit dem Ausleger – rechts der Zug. Bei der Betrachtung des Bildes stellt sich die Frage: Wieso durfte der Pneukran-Betreiber so nahe an einem befahrenen Gleis hantieren? Wieso wurde der Zugverkehr in der kritischen Zeit nicht unterbrochen? Waren die SBB überhaupt informiert?
SBB-Sprecher Jürg Grob meint auf Anfrage bloss, dass der Mindestabstand zu der Zugstrecke für Arbeiten dieser Art fünf Meter betrage. Ob die Reparaturen am Kran bei den SBB angemeldet worden seien, konnte Grob aber noch nicht beantworten. Die Polizei und Staatsanwaltschaft haben nun vor Ort die Ermittlungen aufgenommen.
Der Zug der Typs «Flirt» war gemäss SBB von Turgi nach Aarau unterwegs gewesen. Die Strecke zwischen Brugg und Rupperswil wurde nach dem Zwischenfall komplett unterbrochen. Am Nachmittag normalisierte sich die Situation.
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