Der pensionierte reformierte Pfarrer W. S. (68) aus Biberstein AG sitzt seit Ende März in Untersuchungshaft (BLICK berichtete). Er soll vier Kinder sexuell missbraucht haben. W. S. hat das bereits in einem offiziellen Geständnis zugegeben.
Schock nach Pädo-Enthüllung
Doch er hatte sich viele Gelegenheiten geschaffen, um sich unauffällig in der Nähe von fremden Kindern aufhalten zu können. Ist da wirklich nichts passiert? Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft laufen jedenfalls. Unter anderem auch in einer Kinderkrippe in Zürich, die W. S. von 2008 bis 2013 besass und leitete.
Als BLICK sich bei der Krippe meldet, ist der neue Besitzer A. D.* bereits auf die Anfrage vorbereitet. «Die Staatsanwaltschaft hat uns vor Wochen kontaktiert und Befragungen durchgeführt», sagt A. D. «Ich war tief geschockt, als ich von den Vorwürfen gegen W. S. erfahren habe.»
«Er war selten zu sehen»
A. D. sagt, er habe den Ex-Pfarrer nur drei Mal für die Formalitäten des Kaufs der Krippe getroffen. In der Krippe arbeiten noch drei Frauen, die schon unter W. S. angestellt waren.
«Wir können so gut wie sicher ausschliessen, dass W. S. Kindern in der Krippe zu nahe gekommen ist», sagt A. D. «Er machte die Buchhaltung und arbeitete nicht mit Kindern. Er war selten zu sehen.»
Und wie kann er Übergriffe so sicher ausschliessen? «Die Krippenangestellten sind auf das Thema sensibilisiert. Prävention gegen sexuelle Gewalt ist ein wichtiger Teil der Ausbildung», sagt A. D. «Es gab nie auch nur die geringsten Hinweise auf irgendwelche sexuelle Vergehen. Die Kinder waren nie allein.»
Mitarbeitende leiden
Doch alles kann man nicht ausschliessen. So könnte W. S. zum Beispiel Kameras installiert und vor dem Verkauf wieder entfernt haben. «Das wissen wir erst, wenn die Staatsanwaltschaft belastende Videoaufnahmen findet», sagt dazu der neue Besitzer.
Für die Krippe ist es ein Super-GAU, dass ihr ehemaliger Besitzer wegen sexueller Übergriffe in Untersuchungshaft sitzt. «Auch wenn keine Kinder betroffen zu sein scheinen, die der Krippe anvertraut waren, leiden natürlich unsere Mitarbeitenden und das Ansehen der Krippe darunter», sagt der aktuelle Besitzer. «Wir hoffen, dass nicht noch mehr Menschen darunter leiden müssen.»
* Name der Redaktion bekannt