Die Szenen, die ein BLICK-Leser letzten Freitagabend filmt, könnten aus einem Actionfilm sein: Ein Kosovare rast in einem weissen Ford Fiesta die Suhrentalstrasse bei Oberentfelden AG entlang, hinter ihm etliche Polizeipatrouillen. Ein Polizist wirft eine Nagelsperre auf die Strasse, in letzter Sekunde weicht der Flüchtende aus. Insgesamt rast er rund 20 Kilometer der Polizei davon. Bis er schliesslich kurz vor Aarau von der Kantonspolizei Aargau gestoppt werden kann.
Jetzt zeigen BLICK-Recherchen: Beim Verkehrsrowdy handelt es sich um Amir V.* (30), der in der Region Baden AG noch bei seinen Eltern wohnt. Er ist arbeitslos, versteckt sich seit seiner Freilassung zu Hause und möchte nichts zu seiner waghalsigen Flucht vor der Polizei sagen.
Vater nimmt Sohn in Schutz
Der Vater (61) von Amir V. erzählt BLICK an der Haustüre, dass es seinem Sohn leidtue, was er getan habe. Doch er nimmt ihn in Schutz, als es um die Frage geht, ob sein Sohn vor der rasanten Fahrt Drogen konsumiert habe. «Ich sage nur, dass er krank ist und Hilfe braucht», so der Vater.
Er könne zudem nicht verstehen, dass Amir bei der Verhaftung wie ein Schwerverbrecher behandelt worden sei. «Er ist ja kein Terrorist oder so», sagt der Vater. «Auch nach der Abführung hätte ich mir eine bessere Betreuung für meinen Sohn gewünscht.» Dieser müsse nun mit sich selber klarkommen. Danach wird er wortkarg, verweigert unter Drohungen weitere Auskünfte.
Auto gehört einer Bekannten
Doch die Polizei konnte nicht wissen, wer am Steuer sass, wer sämtliche Haltezeichen missachtete, wer Strassensperren durchbrach – und dies alles teils mit massiv übersetzter Geschwindigkeit. Denn, so Alex Dutler von der Aargauer Staatsanwaltschaft: «Es handelte sich um das Fahrzeug einer Bekannten des Beschuldigten.»
Amir V. wurde nach der Befragung wieder auf freien Fuss gesetzt. Dutler: «Auf einen Haftantrag ans Zwangsmassnahmengericht wurde verzichtet, da nach Ansicht der Staatsanwaltschaft weder Flucht-, Kollusions-, Wiederholungs- noch Ausführungsgefahr besteht.»
Verdacht, dass er unter Drogen fuhr
Der Beschuldigte sei «grundsätzlich geständig», sagt Dutler weiter. «Bisher konnten ihm jedoch noch nicht restlos alle Vorhalte in allen Einzelheiten gemacht werden.» Warum der Autolenker geflüchtet ist und mit welcher Höchstgeschwindigkeit er fuhr, sei noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen.
Hingegen bestand bei Amir V. tatsächlich vor Ort der Verdacht, dass er unter Drogeneinfluss fuhr. Dutler von der Staatsanwaltschaft: «Es wurden eine Blut- und Urinprobe sowie eine ärztliche Untersuchung angeordnet. Die Auswertung der forensisch-toxikologischen Untersuchung und das dazugehörige Gutachten liegen noch nicht vor.»
Amir V. ist «einschlägig vorbestraft»
Zum Vorleben des mutmasslichen Verkehrsrowdys sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft: «Der Beschuldigte ist einschlägig vorbestraft.» Der Führerausweis sei ihm nach aktuellem Kenntnisstand wegen einer Auslandstat im Jahre 2011 entzogen worden.
*Name geändert