Urs B. (68) will Knast-Busse nicht bezahlen – aber für die Beschwerde braucht er Geld
Chloroform-Unhold bettelt um Vorschuss

Über Jahre hinweg missbrauchte Urs B. (68) junge Mädchen. Seit zehn Jahren sitzt er dafür nun schon im Knast. Jetzt macht der Chloroform-Unhold wieder von sich reden. Weil er im Vollzug eine Busse kassiert hat, wollte er Geld bei Lesern sammeln – und schaltete dafür ein Inserat.
Publiziert: 27.07.2017 um 23:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:35 Uhr
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Urs B. wird in Handschellen und Begleitung zweier Polizisten zum Gericht in Brig gebacht.
Foto: Peter Gerber
Ralph Donghi

Es ist ein spezielles Inserat, das im Juni 2017 in der «Wochenzeitung» (WOZ) erscheint. Aufgegeben von einem Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Deitingen SO. Er will 300 Franken bei den Lesern sammeln, damit er eine Busse, die er im Knast erhalten hat, an die nächste Instanz weiterziehen kann. Im Inserat ist auch ein Behördenschreiben abgebildet. Mit seinem vollen Namen.

Gestern nun berichtete das «Oltner Tagblatt» über das Inserat. Die JVA habe Urs B.* (68) dieses Jahr zu einer 30-Franken-Busse verdonnert, weil er auf dem Weg in die Physiotherapie durch die Anstalt einen Magnetboden passiert habe, ohne auf den Securitas zu warten. Über die 300 Franken Kostenvorschuss sagt der Chef des Amts für Justizvollzug, dass diese die Regel seien und in Verwaltungsbeschwerdeverfahren die zu erwartenden Verfahrenskosten sichern sollen. Dennoch: Urs B., der im Knast Taggeld bekommt, scheint sich als Opfer der Justizmühlen zu fühlen.

Urs B. ist kein unbeschriebenes Blatt

Von wegen Opfer! BLICK-Recherchen zeigen: Urs B. ist der Chloroform-Unhold. Der Mann, der 2007 in Olten SO von Otto Wolfisberg (52) gefasst wurde. B. schlich damals dessen Tochter Tanja (18) in eine Garderobe nach. Nach der Verhaftung wurde klar: B. schlich bereits in den 90er-Jahren in der Westschweiz zu Mädchen ins Zimmer, machte sie mit einem chloroformähnlichen Mittel gefügig und missbrauchte sie. 1998 vergewaltigte er gar eine junge Frau. Zudem kam B. 1981 für zehn Jahre hinter Gitter, weil er Mädchen missbraucht hatte.

Beim letzten Prozess, den Urs B. bis vors Bundesgericht zog, wurde er am Ende zu elf Jahren und acht Monaten verurteilt. Heute könnte er bei guter Führung wieder frei sein. Doch offensichtlich fruchtet weder die angeordnete stationäre Therapie, noch ist ein gutes Führungszeugnis in Sicht.

Vater von Opfer geschockt

«Unfassbar, dass der per Inserat Geld sammelt», sagte Otto Wolfisberg gestern zu BLICK. «Dieser Typ wird es nie lernen. Einmal mehr stellt er sich selber als Opfer dar. Dabei sind die Opfer die jungen Mädchen, die er missbraucht hat!» Auch dem BLICK hatte Urs B. 2015 einen 50-seitigen Brief geschickt und gegen die Justiz gewettert.

Wie das «Oltner Tagblatt» schreibt, musste B. die 300 Franken am Ende selber bezahlen. Seine Beschwerde wurde abgelehnt. Er zog das Urteil zwar ans Verwaltungsgericht weiter. Doch dieses forderte abermals 400 Franken für die Bearbeitung.

Jetzt sitzt Urs B. nicht nur auf der Busse fest, sondern auch auf den zusätzlichen 700 Franken. Wie es weitergeht, ist unklar. Jedoch dürften die Verfahrenskosten derweil teurer geworden sein als das WOZ-Inserat selbst. «Dem ist nicht mehr zu helfen», sagt Otto Wolfisberg. Er wünsche sich, «dass der nie mehr freikommt!»

* Name der Redaktion bekannt

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