«Ein Mitschüler der Schulklasse Ihres Kindes ist an einer Lungentuberkulose erkrankt.» Das steht gleich zu Beginn des Briefes, den die Suhrer Gesamtschulleiterin Denise Widmer gestern Donnerstag an alle Eltern einer Primarklasse geschickt hat und der BLICK vorliegt.
Weiter steht: «Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit. Eine Ansteckungsgefahr besteht bei Personen, die mehr als acht Stunden während der letzten zwei Monate mit der erkrankten Person in einem Raum verbracht haben.»
Test im Oktober
Trotz der Information herrscht noch Unsicherheit. Es sei noch längst nicht alles klar, sagt der Lebenspartner einer Frau, deren Tochter in die betroffene Klasse geht, zu BLICK. «Ich kann jetzt meine Stieftochter nicht sehen! Zudem hätte die Schule doch viel früher und grossflächiger informieren sollen!»
Doch es kommt noch dicker für die betroffenen Eltern. Im Brief steht weiter: «Da Ihr Kind diese Kontaktzeit zur erkrankten Person erfüllt, muss ein Bluttest durchgeführt werden, damit festgestellt werden kann, ob eine Ansteckung stattgefunden hat.» Die Testierung finde am 24. Oktober 2019 statt. Und dann die Hiobsbotschaft: «Falls eine Ansteckung im Bluttest vorliegt, werden weitere Abklärungen beim Hausarzt notwendig.»
Immerhin: Die Kosten für den Test werden «vom Kanton übernommen», die weiterführenden Untersuchungen beim Hausarzt dann von der Krankenkasse.
Man versucht, die Eltern zu beruhigen: «Eine Ansteckung bedeutet nicht, dass man erkrankt und ansteckend ist. Bei 90 Prozent der Personen, die sich anstecken, bricht die Erkrankung nie aus.»
Der Mann, der zurzeit seine Stieftochter aus der betroffenen Klasse nicht sehen darf, ist wütend: «Über diesen Fall hätte die ganze Öffentlichkeit informiert werden müssen, nicht nur die betroffene Schule!»
Was sagt die Gesamtschulleiterin zum Fall?
BLICK konnte mit der Suhrer Gesamtschulleiterin sprechen. Denise Widmer bestätigt, dass sämtliche 1350 Eltern aller Schulen in Suhr informiert wurden. «Flächendeckend», wie sie sagt. Die betroffene Klasse bestehe aus 24 Kindern. Und Widmer bestätigt auch: «Das betroffene Kind ist zurzeit in einem Spital.»
Der Schulbetrieb gehe ganz normal weiter. Auch die betroffene Klasse und ihre Klassenlehrerin seien nach wie vor im Schulbetrieb. Die Gesamtschulleiterin erklärt: «Es bestand und besteht für die Personen an der Schule, die nicht im Kontakt mit dem Kind waren, keine Gefahr, an dieser Krankheit erkrankt zu sein.»
«Wir müssen Inkubationszeit abwarten»
Doch warum findet der Bluttest erst in ein paar Wochen statt? «Wir müssen die Inkubationszeit abwarten, darum können wir bei den Personen, die mit dem Kind in Kontakt waren, erst am 24. Oktober 2019 einen Bluttest durchführen lassen.»
Im Moment seien keine weiteren Massnahmen geplant, sagt Widmer weiter. «Wir hoffen natürlich, dass keine weiteren Personen daran erkrankt sind. Und wenn, dann kann man diese behandeln.»
Sie beruhigt abschliessend alle Personen, die sich jetzt Sorgen machen: «Wir sind in engem Kontakt mit dem Kantonsarzt und der Lungenliga Aargau. Die Eltern müssen sich keine Sorgen machen und können sich jederzeit bei uns oder diesen Stellen melden.»
Weitere Schule im Aargau betroffen
Noch eine weitere Schule ist von einem Tuberkulose-Fall betroffen. Eltern der zweiten Realschule in Unterkulm AG haben ebenfalls einen entsprechenden Brief erhalten. «Vor eineinhalb Wochen hat uns die Schule über einen Tuberkulose-Fall informiert. Der Bluttest für unseren Sohn steht am 12. September an», sagt eine Mutter zu BLICK. Seit da seien sie in grosser Sorge. Zuhause hätten sie noch zwei kleine Kinder. «Die Unsicherheit, dass wir uns alle angesteckt haben, ist gross.»
Die Mutter hat deshalb den Kindergarten ihres anderen Sohnes über den Brief der Realschule informiert. Dort wusste man nichts über den Vorfall – das findet sie sehr bedenklich. «Falls wir alle infiziert sind, dann wäre mein Kind ja eine Gefahr für alle anderen Kinder im Kindergarten.»
Aus lauter Unsicherheit hat sie deshalb die Lungenliga kontaktiert. Dort hätte man das Ganze etwas runtergespielt. «Die Krankheit könne gut mit Antibiotika behandelt werden. Zudem würde sie nicht gleich ausbrechen.» Diese Beschwichtigungen haben die Mutter wenig beruhigt. Denn alle drei Kinder hätten nun Husten. «Ich mache mir wirklich grosse Sorgen.»
Schulleiter Alois Zwyssig bestätigt den Vorfall an der Kreisschule Mittleres Wynental, zu der das Dorf Unterkulm AG gehört. «Das Kind hat sich in den Sommerferien angesteckt. Und wurde sofort behandelt.» Die Schule hätte sich am Prozedere der Lungenliga Schweiz festgehalten. Und so auch mit einem Standard-Brief der Lungenliga, die Eltern der direkt betroffenen Kinder informiert. Die Lehrer hätten bis jetzt keine Auffälligkeiten registriert. «Wir müssen nun die Testung abwarten», sagt Zwyssig. Von dem besagten Kind sollte keine Gefahr mehr ausgehen. Dass die Unsicherheit trotz der Information gross ist, kann Zwyssig nachvollziehen. So sei der Standard-Brief vielleicht etwas rudimentär, stellt er im Gespräch mit BLICK fest. Jedoch gibt er Entwarnung: «Von dem Kind sollte keine Gefahr mehr ausgehen.» Und er stellt sich für Fragen der Eltern persönlich zur Verfügung.
Dritter Fall im Aargau
Im Laufe des Freitags wird dann bekannt: Im Aargau gibt es noch einen dritten Fall einer Erkrankung. Wie «20 Minuten» schreibt, ist ein Schüler der Berufsfachschule Gesundheit und Soziales ebenfalls an Tuberkulose erkrankt. Die Berufsschule hat demnach einen Hinweis der Lungenliga erhalten, worauf entsprechende Massnahmen ergriffen wurden. Die Schüler seien informiert und ein Bluttest angeordnet worden .
Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit. Meist ist davon die Lunge befallen, in seltenen Fällen aber auch andere Organe. In Folge der Infektion treten hartnäckiger Husten und Brustschmerzen auf. In schweren Fällen kann es zu Atemnot, Gewichtsverlust und Fieber kommen. Die Krankheit wird durch hustende Erkrankte über die Raumluft übertragen. Eine Ansteckung ist jedoch erst nach 2 Monaten nachweisbar. Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der Personen mit einer frischen Ansteckung bricht die Krankheit später einmal aus. Tuberkulose lässt sich mit Antibiotika in der Regel gut eindämmen. Unbehandelt kann die Krankheit aber tödlich verlaufen.
Tuberkulose gilt als die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. Ein Drittel der Weltbevölkerung ist davon infiziert. Jährlich sterben noch immer rund zwei Millionen Menschen daran. Am häufigsten tritt die Krankheit in Entwicklungsländern auf. In der Schweiz gibt es pro Jahr rund 550 Erkrankungen. Die Mehrzahl der Erkrankungen in der Schweiz kommt bei Personen aus Ländern vor, in denen die Tuberkulose noch verbreitet ist. Insbesondere handelt es sich dabei um Länder in Afrika und Asien.
Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit. Meist ist davon die Lunge befallen, in seltenen Fällen aber auch andere Organe. In Folge der Infektion treten hartnäckiger Husten und Brustschmerzen auf. In schweren Fällen kann es zu Atemnot, Gewichtsverlust und Fieber kommen. Die Krankheit wird durch hustende Erkrankte über die Raumluft übertragen. Eine Ansteckung ist jedoch erst nach 2 Monaten nachweisbar. Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der Personen mit einer frischen Ansteckung bricht die Krankheit später einmal aus. Tuberkulose lässt sich mit Antibiotika in der Regel gut eindämmen. Unbehandelt kann die Krankheit aber tödlich verlaufen.
Tuberkulose gilt als die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. Ein Drittel der Weltbevölkerung ist davon infiziert. Jährlich sterben noch immer rund zwei Millionen Menschen daran. Am häufigsten tritt die Krankheit in Entwicklungsländern auf. In der Schweiz gibt es pro Jahr rund 550 Erkrankungen. Die Mehrzahl der Erkrankungen in der Schweiz kommt bei Personen aus Ländern vor, in denen die Tuberkulose noch verbreitet ist. Insbesondere handelt es sich dabei um Länder in Afrika und Asien.