Überschwemmte Strassen, geflutete Keller, Hunderte zerstörte Autos, ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe: Das ist die Bilanz nach dem verheerenden Unwetter von Samstagabend in und um Zofingen AG.
Schuld am Chaos war eine riesige Gewitterzelle. Zwischen 15.30 und 18.30 Uhr schüttete sie über 100 Liter pro Quadratmeter über der Region aus.
Dass ein Gewitter rund drei Stunden tobt, ist aussergewöhnlich. Normalerweise lässt es mit der Zeit nach. Nicht so im Fall von Zofingen.
Immer wieder neue Energie
«Die Gewitterzelle hat sich immer wieder mit neuer Energie aufgeladen», erklärt Reto Vögeli von Meteonews. Sie sog die gesamte Energie der Umgebung auf. So blieb es in anderen Teilen des Aargaus trocken.
Vögeli war am Samstag im Dienst und verfolgte die Wetterlage am Radar. «Erst hat die Sonne richtig aufgeheizt. Im Mittelland war es zwischen 31 und 34 Grad heiss. Dann wurde die Luft von Westen her instabil.»
Die ersten Gewitter gab es im Jura und am Bielersee. Auch im Berner Oberland und in der Zentralschweiz hat es heftig gewittert. Aber dort zogen die Gewitter weiter.
Über Zofingen blieb das Gewitter. Das Radarbild war dauernd pink, fast die höchste Stufe der Intensität. Und das über Stunden.
«Als ich das Radarbild verfolgte, wusste ich, dass es Schäden geben wird. Die Zelle war riesig, die Wolkentürme mehrere Kilometer hoch. Man kann sich vorstellen, wie viel Wasser da drin ist. Und was passiert, wenn alles aufs Mal runterkommt», sagt Vögeli zu BLICK.
Wieso es ausgerechnet die Region um Zofingen getroffen hat, dafür gibt es keine Erklärung. Zu viele Faktoren spielen da mit. «Das ist Zufall. Dieses Mal traf es Zofingen, ein anderes Mal ein anderes Gebiet.»
Regenradar stimmt oft nicht
Auch eine Vorhersage war deshalb unmöglich. «Vielleicht können wir in 20 oder 30 Jahren sagen, wo genau ein Gewitter niedergehen wird. Noch ist die Technik aber nicht so weit. Wir haben viel zu wenig Daten. Man müsste viel kleinteiliger messen, um die Verhältnisse zu kennen», erklärt Meteorologe Roger Perret. Der Kollege von Vögeli hält deshalb auch nicht viel von den beliebten Regenradars. «Die sind zwar sehr anschaulich, aber vielfach stimmen sie nicht.»
Deshalb warnen die Meteorologen jeweils grossflächig, dass Gewitter möglich sind. Wo genau es losgeht, können sie aber nicht sagen.
So auch die nächsten Tage. Heute und morgen ist wieder mit Gewittern zu rechnen. Irgendwo. Nur eines ist klar: Sie werden nicht mehr so heftig wie am Samstag über Zofingen.