«Ich möchte mich für meinen Post entschuldigen»
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Im BLICK-Interview:«Ich möchte mich für meinen Post entschuldigen»

Nach rassistischer Hetze auf Facebook
Nachhilfe für Gemeindeschreiber von Boswil AG

Die hetzerischen Facebook-Beiträge von Gemeindeschreiber Daniel Wicki (43) sorgen schweizweit für Zündstoff. Jetzt zieht sein Verband Konsequenzen: Die Gemeindeschreiber sollen Facebook-Nachhilfe erhalten.
Publiziert: 08.12.2018 um 00:35 Uhr
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Daniel Wicki (47), Gemeindeschreiber von Boswil und stellvertretender Leiter der sozialen Dienste hetzte im Netz gegen Flüchtlinge.
Foto: Flavio Razzino
Helena Schmid

Eine Fähigkeit steht für jeden Gemeindeschreiber an oberster Stelle: das Schreiben. Er protokolliert, was die Behörden beraten und beschliessen. Nüchtern, objektiv, nachvollziehbar. Privat gilt das offenbar nicht – zumindest nicht für Daniel Wicki (47), den Gemeindeschreiber von Boswil AG.

Auf seinem Facebook-Profil setzt Wicki nämlich lieber auf rassistische Beleidigungen und Hetzerei – und das vor einem riesigen Onlinepublikum. Ein No-Go in seinem Amt, findet auch der Verband Aargauer Gemeindeschreiberinnen und Gemeindeschreiber. Verbandspräsident Hugo Kreyenbühl (43) sagt zu BLICK: «Ein Gemeindeschreiber nimmt ein gewisses Mass an Öffentlichkeit ein. Da lassen sich die privaten politischen Äusserungen nicht von seinem Amt abkoppeln.»

Ausbildung statt Maulkorb

Die Art und Weise, wie sich der Kollege auf Facebook äusserte, sei unangebracht. Unter anderem forderte Wicki die Todesstrafe für die Vergewaltiger von Freiburg (D) und rief zur Selbstjustiz gegen straffällige Ausländer auf.

Kreyenbühl kritisiert: «Als Gemeindeschreiber ist es unsere Aufgabe, das Gesetz zu vertreten und auszuüben. Wir können daher nicht einfach Forderungen stellen, die fernab vom Schweizer Gesetz sind.»

Den Mund dürfe man den Gemeindeschreibern zwar nicht verbieten. Viel mehr bräuchten sie Nachhilfe im Umgang mit sozialen Medien, wie der aktuelle Fall zeige. «Bisher war dies noch kein Bestandteil der Ausbildung», bestätigt Kreyenbühl.

Wicki weiterhin uneinsichtig

Müssen die Gemeindeschreiber also noch einmal die Schulbank drücken und in Sachen Social Media über die Bücher? Das werde man nun im Kantonalvorstand diskutieren, antwortet der Präsident. Sein Entscheid steht bereits: «Ich selbst halte es für sinnvoll, die Aus- und Weiterbildung durch ein solches Modul zu ergänzen.»

Daniel Wicki selbst sieht sein Fehlverhalten im Netz nicht ein. Zwar entschuldigte er sich für die Forderung, den Freiburger Vergewaltigern eine Kugel in den Kopf zu jagen. Hinter den übrigen Beiträgen stehe er aber weiterhin. «Wir haben Probleme mit Flüchtlingen in der Schweiz. Ich spreche nur die Tatsachen an», so Wicki.

Anzeige in Planung

Fakt ist: Mit seinen Beiträgen löste der Gemeindeschreiber eine Welle der Empörung aus. Mit strafrechtlichen Folgen muss er bisher aber nicht rechnen. Bei der Aargauer Staatsanwaltschaft ist noch keine Anzeige gegen ihn eingegangen.

Ob er sein Amt als Gemeindeschreiber behalten kann, steht weiterhin in den Sternen. Zuletzt wurde seitens der SP Aargau seine sofortige Entlassung gefordert. Die SP Boswil plant zudem nach BLICK-Informationen für die kommende Woche eine Anzeige. Verbandspräsident Kreyenbühl möchte sich zu dieser personalpolitischen Forderung nicht äussern.

Der gesamte Gemeinderat duckt sich weg

Der Gemeindeschreiber von Boswil AG, Daniel Wicki (47), hetzte jahrelang auf Facebook gegen Asylsuchende. Doch Kritik kommt nur von aussen. Im Dorf steht man hinter ihm. Sein Chef, Gemeindeammann Michael Weber (61, SVP), zeigt Verständnis. Die anderen Gemeinderäte, Liliane Kappeler (CVP), Gabriela Schönenberg (SVP), Jakob Dolder (CVP) und Peter Wyrsch (SVP) ducken sich weg.

Auf BLICK-Anfrage bei der Gemeinde heisst es nur, Gemeindeammann Weber spreche für das ganze Gremium. Was dieser von Wickis Hetz-Kommentaren hält, ist bereits bekannt. «Er spricht Themen 
an, die auch wirklich zu Diskussionen Anlass geben», sagte Weber zum BLICK. Selbst der Leiter der Schule Boswil, Peter Kessler, nimmt den Gemeindeschreiber in Schutz.

Die SP Aargau fordert derweil Wickis Entlassung – und prüft rechtliche Schritte. Ihr Nationalrat Cédric Wermuth (32) hat dazu eine Facebook-Petition gestartet. «So eine Person ist in einer Kaderposition der Verwaltung nicht tragbar», schreibt der SP-Politiker. Bis gestern Abend hatten rund 1400 Personen die Petition unterzeichnet.

Autor: Georg Nopper

Der Gemeindeschreiber von Boswil AG, Daniel Wicki (47), hetzte jahrelang auf Facebook gegen Asylsuchende. Doch Kritik kommt nur von aussen. Im Dorf steht man hinter ihm. Sein Chef, Gemeindeammann Michael Weber (61, SVP), zeigt Verständnis. Die anderen Gemeinderäte, Liliane Kappeler (CVP), Gabriela Schönenberg (SVP), Jakob Dolder (CVP) und Peter Wyrsch (SVP) ducken sich weg.

Auf BLICK-Anfrage bei der Gemeinde heisst es nur, Gemeindeammann Weber spreche für das ganze Gremium. Was dieser von Wickis Hetz-Kommentaren hält, ist bereits bekannt. «Er spricht Themen 
an, die auch wirklich zu Diskussionen Anlass geben», sagte Weber zum BLICK. Selbst der Leiter der Schule Boswil, Peter Kessler, nimmt den Gemeindeschreiber in Schutz.

Die SP Aargau fordert derweil Wickis Entlassung – und prüft rechtliche Schritte. Ihr Nationalrat Cédric Wermuth (32) hat dazu eine Facebook-Petition gestartet. «So eine Person ist in einer Kaderposition der Verwaltung nicht tragbar», schreibt der SP-Politiker. Bis gestern Abend hatten rund 1400 Personen die Petition unterzeichnet.

Autor: Georg Nopper

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