David Schenk (37) joggt am Samstagmittag durch den Solothurner Stadtwald. Plötzlich bemerkt er einen Windhauch über seinem Kopf. Ein gut dreissig Zentimeter grosser Vogel sei knapp über ihm durchgeflogen – vermutlich ein Mäusebussard. «Ich dachte, dass der Vogel mich angreifen wollte und dann gerade noch merkte, dass ich kein Beutetier bin», schildert Schenk die Situation.
Der Solothurner joggt weiter. Wenige Sekunden später nähert sich der Raubvogel erneut von hinten. «Er flog im Sturzflug direkt auf mich zu und erwischte mich mit seinen Krallen am Kopf. Nach dem Angriff tastete ich mit meiner Hand den Hinterkopf ab und merkte, dass ich heftig blutete.»
Der Jogger greift nach einem Stock und will sich vor einem weiteren Angriff verteidigen. «Ich schrie und fuchtelte mit dem Stock wild umher, aber das schreckte den Vogel nicht ab.» Der Raubvogel startet zwei weitere Angriffe und fliegt sogar von vorne her auf David Schenk zu. «Ich rannte so schnell ich konnte und nahm einen anderen Weg nach Hause als gewöhnlich.»
Auf seinem Kopf ist nun eine ziemlich lange Krallen-Spur zu sehen. Die Verletzung sei etwa fünf Zentimeter lang. «Im ersten Moment war ich extrem geschockt, weil mein Kopf so stark blutete und ich nicht wusste wie tief die Verletzung war. Danach ging ich zur Apotheke und habe mir ein Desinfektionsmittel für die blutende Wunde gekauft. Jetzt geht es mir wieder ganz gut.»
Joggerin erkrankte durch Attacke an der Hasenpest
Solche Raubvogel-Angriffe kommen regelmässig vor. Letztes Jahr im Frühling wurde sogar ein Gleitschirmflieger von einem Vogel angegriffen und musste nach dem Kampf in der Luft ins Spital (BLICK berichtete). Vor rund zwei Jahren attackierte ein Mäusebussard eine Joggerin in Bergdietikon AG. Sie traf es besonders schlimm, denn durch den Vogel-Angriff erkrankte sie an der Hasenpest. Auch in der Umgebung von Grosswangen LU sind teilweise aggressive Raubvögel unterwegs. Vor rund drei Jahren gab es dort besonders viele Angriffe.
Laut der Vogelwarte Sempach handelt es sich bei attackierenden Vögeln meistens um Mäusebussarde. Solche Fälle kämen fast immer zwischen den Monaten Mai bis Juli vor – wenn die Vögel Junge haben. Die Raubvögel wollen ihre Jungen beschützen und sehen die Jogger zum Teil als vermeintlichen Feind, den sie mit solchen Attacken vertreiben wollen.
In der Schweiz gebe es jährlich etwa ein Dutzend Fälle, so die Vogelwarte. Betroffenen rät sie, das entsprechende Gebiet für mehrere Wochen zu meiden.
David Schenk sei an der Stelle im Stadtwald «sicher schon 50 Mal durchgejoggt». Manchmal sehe er Rehe oder Hasen. «So etwas habe ich aber definitiv noch nie erlebt.»
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