«Ich weiss auch nicht, ob ich bei der Notfallnummer richtig bin», sagt Fischer Juri D.* (33) am letzten Sonntagabend am Telefon mit der Kantonspolizei Aargau. Nur wenige Minuten zuvor hatte er einen Kaiman im Hallwilersee gesichtet, der eine Ente verschluckt hatte.
«Ich konnte selber nicht glauben, was ich da gesehen habe», sagt Juri D. zur «Aargauer Zeitung». Etwas Derartiges hätte er noch nie erlebt. Und das, obwohl er die Gegend sehr gut kennt und im letzten Jahr mal 20 Nächte am Stück auf dem Hallwilersee verbracht hat.
Juri D. wollte am Sonntag nach Welsen fischen, als er gegen 21.30 Uhr plötzlich einen starken Schlag im Wasser und darauf folgend panisches Entengequake hörte. Sofort habe er sich in Richtung des Lärms gedreht, und da sei das Reptil in rund zehn Metern Entfernung vor ihm aufgetaucht: «Als ich hinsah, war eine von drei Enten bereits im Maul des Krokodils.»
Fischer hatte Angst, als Lügner dazustehen
Dann habe sich das Tier kurz zur Seite gedreht und sei schnell wieder abgetaucht. «Ich habe den Schwanz beim Hinuntertauchen deutlich gesehen», sagt der Fischer zur Zeitung. Danach sei der Kaiman hinter dem Schilf wieder verschwunden.
Juri D. ging dem Tier nach, versuchte es zu fotografieren. Doch das Reptil war verschwunden. Trotz der Angst als Lügner dazustehen, ruft er die Polizei. «Ich habe gesehen, was ich gesehen habe», sagt er. Seine Beschreibung des Kaimans ist denn auch so detailliert, dass die Polizei ihm Glauben schenkt.
Juri D. macht klar, dass er verstehen könne, wenn Nicht-Fischer eine Ähnlichkeit zu einem Hecht erkennen: «Der Kopf ist ähnlich. Der Schwanz aber nicht.» BLICK liess der Fischer vor zwei Tagen noch ausrichten: «Ich bin sicher, es war kein Hecht!»
Kopf war höchstens 25 Zentimeter lang
Doch nicht jeder glaubt dem deutschen Fischer. Es gebe Leute, die behaupten, er habe die Geschichte erfunden, um an dieser Stelle des Ufers ungestört zu fischen. «Ich habe das Ufer des Hallwilersees nach einer geeigneten Stelle für mich abgesucht und sie dort gefunden. Dort hat es weder Badegäste noch andere Fischer.» Somit stimme diese Behauptung sicherlich nicht.
Wie genau der Kaiman in den Hallwilersee gekommen ist, kann sich Juri D. gut vorstellen: «Entweder wurde er ausgesetzt oder er ist ausgebüxt.» Der Fischer ist sich sicher, dass das Tier ungefährlich ist: «1,50 Meter klingt nach einem sehr grossen Tier. Der Kopf war aber höchstens 25 Zentimeter lang.» Der Schwanz sei hingegen sehr lang gewesen.
Zwei Mädchen haben das Reptil ebenfalls gesehen
Mittlerweile ist Juri D. auch nicht mehr der Einzige, der das Tier gesehen haben will. Jessica (8) und Céline (11) hatten ebenfalls Blickkontakt mit dem Reptil, wie sie am Mittwoch in der SRF-Sendung «10vor10» sagten. Sie gingen mit einem Stand-up-Paddle vom Camping Seeblick aus auf den See. Jessica erzählt: «Ich war am Paddeln und Céline lag auf dem Brett. Dann sah sie plötzlich den Kopf vom Kaiman!»
Der Hallwilersee-Ranger Bruno Fürst (61) würde es nicht wundern, wenn es sich tatsächlich um einen Kaiman im See handeln würde. Schliesslich habe er dort auch schon Schildkröten aus dem Mississippi-Gebiet gefunden. Der Chef-Ranger gibt Entwarnung: «Der Kaiman hat wohl mehr Angst vor uns Menschen als umgekehrt.» (nbb)
* Name geändert