Erst hetzte er im Netz gegen Ausländer, dann verschlampte er Einbürgerungsgesuche. Jetzt hat die Gemeinde Boswil AG endgültig genug von ihrem Gemeindeschreiber Daniel Wicki (47). Mit sofortiger Freistellung wurde ihm gekündigt, so die Worte des Gemeinderats am Freitag.
Schon im Dezember 2018 hätte Wicki wegen seiner hetzerischen Facebook-Posts fast den Job verloren. Er machte sich unter anderem über Flüchtlinge lustig und träumte davon, sie aus dem Land zu prügeln. Am Dienstag kehrte er nach einer vorübergehenden Freistellung an seinen Arbeitsplatz zurück.
Drei Tage später deckt BLICK auf: Wicki hat die Einbürgerungsgesuche von mindestens acht Bewohnern nicht an den Kanton weitergeleitet – und das seit 2015!
Ausrede: Er hatte zu viel zu tun
Sein Chef, Gemeindepräsident Michael Weber (61), entschuldigte sich nun bei den Betroffenen und versicherte, ihre Gesuche würden nun «schnellstmöglich überstellt». Er spricht von einem «Versehen», der Gemeindeschreiber habe die Unterlagen nicht absichtlich verschlampt. Viel mehr hätte er einfach zu viel zu tun gehabt.
Drei Jahre sind also nicht genug Zeit, um acht Gesuche einzureichen? Weber erklärt: «Die Dokumente lagen auf demselben Stapel, deshalb gingen gleich alle vergessen.»
«Ausreden!», findet ein Aargauer Gemeindeschreiber, der wegen der Brisanz des Falls anonym bleiben möchte. Die Überstellung solcher Gesuche sei überhaupt nicht zeitaufwendig. «Man muss sie nur ins System des Kantons einscannen und ein Onlineformular ausfüllen», erklärt er. Zudem habe Daniel Wicki 200 Kollegen im Kanton, die es schaffen, die Unterlagen rechtzeitig einzureichen.
Kanton will Gemeinde überprüfen lassen
Daniel Wicki hatte zunächst behauptet, die Dokumente seien wegen eines «Fehlers im digitalen System» nicht beim Kanton angekommen. Weiter habe auch die Post ein Gesuch verloren. Dass nun noch der Gemeindepräsident billige Erklärungen auftischt, findet sein Gemeindeschreiber-Kollege «haarsträubend».
Nun klopft auch der Kanton Aargau bei der Verwaltung in Boswil an. «Es ist mit der Gemeinde zu besprechen, ob allenfalls Anpassungen in der Bearbeitung der Gesuche nötig sind», sagt Sandra Olar, Sprecherin des Aargauer Departements für Volkswirtschaft und Inneres.
Ridvan Ametti (58), der nun seit drei Jahren auf den Schweizer Pass wartet, ist erleichtert. «Endlich ist der Stein ins Rollen gekommen», sagt er. Eigentlich hätten der mazedonische Vater und seine Familie das rote Büchlein schon 2016 erhalten sollen. Zu Wicki sagt er: «Es tut mir Leid für ihn, dass er den Job verloren hat. Aber er ist halt selber Schuld.»