Das Cervelat-Gate rund um SVP-Nationalrat Andreas Glarner (55) geht in die nächste Runde (BLICK berichtete). Am Sonntagabend veröffentlichte der Aargauer auf Facebook die Namensliste einer Klasse der Primarschule Birchlen in Dübendorf ZH – nicht anonymisiert.
Beim Blick auf die Liste fällt auf: Viele der Namen klingen ausländisch. Nur Schülerin Heidi Imhof* trägt einen offensichtlich Schweizerischen Namen. «... die arme Heidi wird wohl keinen Cervelat mitbringen dürfen. Schweizer, wacht auf!», kommentiert Glarner die Klassenliste.
«Seine Aussagen sind gelogen»
Schnell wurde der Vorwurf der Muslimen-Hetze laut. Und: Der Aargauer SVP-Nationalrat habe die Liste fingiert. Jetzt nimmt die betroffene Primarschule im BLICK Stellung: «Wir sind empört. Aufgebrachte Eltern haben sich bei der Schule gemeldet. Es gibt keinen Anlass, die Primarschule Dübendorf in diesem Zusammenhang zu erwähnen», sagt Susanne Hänni, Präsidentin Primarschulpflege Dübendorf, zu BLICK.
BLICK-Recherchen zeigen: Es handelt sich zwar um eine Klasse mit hohem fremdsprachigen Anteil. Die zwölf Namen der Schüler sind allesamt real. Die Namensliste ist echt – aber unvollständig.
«Dass in der Klasse aber lediglich ein Kind mit Schweizer Wurzeln sei, ist falsch», so Hänni. «In der betroffenen Klasse sind 22 Kinder und nicht nur zwölf, wie es die von Glarner veröffentlichte Klassenliste vermuten lässt.»
«Die Klassenliste ist vertraulich»
Doch wie kam der SVP-Hardliner an die besagte Klassenliste? Diese Frage stellt sich derzeit auch die Primarschule Birchlen. «Die Klassenliste ist vertraulich, nur Eltern und Kinder haben sie», erklärt Hänni. «Die Liste wird nicht per Mail verschickt, sondern nur in Papierform ausgehändigt.»
Am Montagmorgen hatte der SVP-Hardliner seinen Post samt Klassenliste wieder gelöscht. Danach folgte ein für ihn ungewöhnliches Äxgüsi - ebenfalls auf Facebook: «Mit der Veröffentlichung der Klassenliste bin ich zu weit gegangen, darum habe ich den Post auch wieder gelöscht. Ich möchte mich bei den Betroffenen dafür entschuldigen», schreibt Glarner am Mittag auf Facebook. Dennoch: «Solche Klassenlisten finden sich öffentlich im Internet. Aber ich habe mir Gedanken um das Mädchen gemacht: Ich wollte es nicht blossstellen», sagt Glarner zu BLICK.
«Wir werden dem als Schule nachgehen»
Die Schule ist auf Glarner trotzdem hässig. «Glarner hat Schulkinder für seine politische Propaganda missbraucht», sagt Hänni. «Wir werden dem als Schule nachgehen und uns rechtliche Schritte vorbehalten. Auch wenn Glarner den Facebook-Post mittlerweile gelöscht hat, wurden persönliche Daten unrechtmässig weitergegeben.»
*Name von der Redaktion geändert