Wegen ihr mussten 280 Leute in Quarantäne!
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Camilla ging trotz Corona aus:Wegen ihr mussten 280 Leute in Quarantäne!

Camilla T. (21) ging in Grenchen SO mit Corona in den Ausgang
Wegen ihr mussten 280 Leute in Quarantäne!

Ganz Grenchen SO und sogar die Polizei rätseln: Wer ist die Person, die trotz Corona-Erkrankung und verordneter Isolation in den Ausgang ging? BLICK hat die junge Frau gefunden. Es ist Camilla T. (21), die mit ihrer Aktion 280 Menschen in die Quarantäne schickte.
Publiziert: 08.07.2020 um 23:08 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2020 um 20:29 Uhr
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Camilla T. (21) war trotz Corona und verfügter Isolation in Grenchen im Ausgang. 280 Menschen mussten daraufhin wegen ihr in die Quarantäne.
Foto: zVg
Ralph Donghi

Bis heute weiss kaum jemand in Grenchen SO, welche Person am 27. Juni trotz Corona-Erkrankung und einer verfügten Isolation an einer Party im Parktheater und später in einem Club war. Wegen ihr mussten 280 Menschen in Quarantäne. Selbst die Polizei wurde nicht über die Identität informiert.

Der Grund dafür: Der Kantonsärztliche Dienst – er ordnet solche Isolationen an – ist an den Datenschutz gebunden. Viele Grenchner hadern damit. Auch Stadtpräsident François Scheidegger (58, FDP) schimpfte im BLICK: «Es ist ein Unding, dass die Polizei keine Listen vom Kantonsarzt erhält, welche Personen aktuell unter Corona-Quarantäne stehen!»

BLICK-Recherchen zeigen: Es war Camilla T. (21)

Kantonsarzt Lukas Fenner (47) konterte: «Eine Weiterleitung von spezifischen Personendaten vom Kantonsärztlichen Dienst an die Kantonspolizei könnte lediglich dann erfolgen, wenn sie bestimmte Unterstützungsdienstleistungen erbringt.»

BLICK-Recherchen bringen nun Licht ins Dunkel: Camilla T.* (21) ist die Corona-Infizierte. Die junge Frau arbeitet im Betreuungsbereich und wohnt nur unweit vom Stadtzentrum bei ihrer Mutter (48). Als BLICK an der Parterrewohnung nachfragen will, öffnet niemand die Tür. Auch das Telefon wird nicht abgenommen. Die Fensterläden sind zu. Und die Nachbarn haben «keinen grossen Kontakt» zur jungen Frau.

Einzig der Vater (52) von Camilla T., der auch in Grenchen wohnt, öffnet die Tür. «Ja, sie war im Parktheater», bestätigt er. Und: «Sie ist deswegen in Quarantäne.» Offenbar weiss er nicht, dass seine Tochter trotz Corona in den Ausgang ging. Ein Telefonat soll Klarheit bringen. Nach ein paar Minuten ist der Vater zurück – mit düsterer Miene: «Ich möchte nichts mehr dazu sagen.» Ein Bekannter erklärt: «Camilla ist überfordert und möchte nicht darüber reden.»

Staatsanwaltschaft bestätigt Anzeige

Auch der Kantonsarzt darf sich nicht weiter zum Vergehen der Corona-Infizierten äussern. Andrea Affolter, Medienbeauftragte des Regierungsrats: «Aus Gründen des Datenschutzes machen wir nie nähere Angaben zu Personen.»

Cony Brand von der Staatsanwaltschaft Solothurn stützt die BLICK-Recherchen: «Wir können bestätigen, dass in diesem Zusammenhang eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingegangen ist. Diese wird nun geprüft, und dann wird über das weitere Vorgehen entschieden.»

Bisher ein weiterer Covid-19-Fall bekannt

Offenbar hat der Kantonsärztliche Dienst beziehungsweise das Departement des Innern die entsprechende Anzeige gegen T. eingereicht. Nun droht der Grenchnerin eine Strafe von bis zu 10'000 Franken. Denn sie nahm in Kauf, dass sie andere ansteckt.

Dabei hatte sie wohl mehr Glück als Verstand. Von den Leuten in Quarantäne, bei denen Symptome auftraten und die sich testen lassen mussten, wurde bislang nur eine Person positiv auf Covid-19 getestet. Der oder die Betroffene befindet sich in Isolation.

Baracoa-Wirt aus Quarantäne und Bar wieder offen

Nach dem fatalen Partyabend dauerte es noch fünf Tage, bis die Gäste via SMS über ihre Quarantäne informiert wurden. Dennoch glaubt man beim Kanton, rasch gehandelt zu haben – und auch nicht, dass die 280 Partygänger das Virus an Unbekannte übertragen haben. Die Sprecherin des Regierungsrats dazu: «Dem Gesundheitsamt sind keine weiteren Ansteckungen ausser der genannten Person im Umfeld der beiden Veranstaltungen in Grenchen bekannt.»

Aufatmen kann nun auch der Baracoa-Wirt, der trotz Quarantäne in seiner Bar war und mit einer Busse rechnen muss. Er ist aus der Quarantäne entlassen – und auch seine Bar hat wieder offen. «Ich freue mich», sagt Mehmet Polat (53). Der Türke ist so glücklich, dass BLICK ihn nicht mehr Onur T. nennen muss – und auch sein Gesicht möchte er nicht mehr verstecken. Schon gar nicht unter einer Maske.

* Name geändert
Nur noch 100 Gäste in die Clubs

In den Kantonen Basel, Baselland, Aargau und Solothurn gelten ab heute verschärfte Corona-Massnahmen: Neu sind statt 300 nur noch 100 Personen in Restaurants, Clubs, Bars und an Veranstaltungen erlaubt, falls weder Abstandsregeln eingehalten werden können noch Schutzmassnahmen wie Masken oder Abschrankungen vorgesehen sind. Nur Kontaktdaten erfassen, wie es die letzten Wochen verlangt war, ist nicht mehr genug, heisst es auf BLICK-Anfrage. In anderen Kantonen habe man festgestellt, dass Contact Tracing bei einer Personenanzahl von 300 zu anspruchsvoll sei, argumentiert Basel. Wie lange die Einschränkungen bestehen bleiben, ist je nach Kanton unterschiedlich: In Basel bis Ende 2020, im Aargau sind die Massnahmen bis Mitte August und in Solothurn bis Ende August befristet.

In den Kantonen Basel, Baselland, Aargau und Solothurn gelten ab heute verschärfte Corona-Massnahmen: Neu sind statt 300 nur noch 100 Personen in Restaurants, Clubs, Bars und an Veranstaltungen erlaubt, falls weder Abstandsregeln eingehalten werden können noch Schutzmassnahmen wie Masken oder Abschrankungen vorgesehen sind. Nur Kontaktdaten erfassen, wie es die letzten Wochen verlangt war, ist nicht mehr genug, heisst es auf BLICK-Anfrage. In anderen Kantonen habe man festgestellt, dass Contact Tracing bei einer Personenanzahl von 300 zu anspruchsvoll sei, argumentiert Basel. Wie lange die Einschränkungen bestehen bleiben, ist je nach Kanton unterschiedlich: In Basel bis Ende 2020, im Aargau sind die Massnahmen bis Mitte August und in Solothurn bis Ende August befristet.

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