Adnan Mursula musste am 20. September bei Biberist SO seinen Führerschein abgeben, weil er bei einem Drogenschnelltest positiv auf Amphetamine getestet wurde. Vor den Augen seiner Frau und seinem Sohn musste er das Billett abgeben, wurde zum Bluttest ins Spital gebracht. «Das war so demütigend», so Mursula. Und das alles, weil er Red Bull getrunken hatte!
Für 20 Tage durfte der Solothurner Musiker, der schon Songs mit DJ Sir Colin und Johnny Strange von der deutschen Band Culcha Candela produziert hat, nicht mehr Auto fahren. «Das ging ganz schön ins Geld, weil ich als Musiker viel unterwegs bin und dann auf den öffentlichen Verkehr ausweichen musste», so Mursula zu BLICK.
«Hätte ich Drogen konsumiert, hätte der Staat die hohle Hand gemacht»
Angefangen hatten die Unannehmlichkeiten für ihn bereits nach der Polizeikontrolle. Weil ihn die Beamten direkt mitnahmen, musste er jemanden organisieren, der seine Frau und sein Kind abholte. «Es war ein Chaos!», so Mursula.
Als 20 Tage nach dem Billett-Entzug endlich der Brief mit dem Ergebnis des negativen Bluttests kam, sei das für die Polizei damit erledigt gewesen. «Das finde ich schon sehr merkwürdig! Hätte ich tatsächlich Drogen konsumiert, hätte der Staat sofort die hohle Hand gemacht und mich zu einer hohen Busse verdonnert.»
Als aber festgestanden sei, dass der Staat sich geirrt habe, habe er einfach nichts mehr gehört. «Ich verlange eine Entschädigung. Mir würde nur schon ein symbolischer Betrag als Genugtuung reichen – einfach etwas, das zeigt, dass es ihnen leid tut, mich zu Unrecht als Drögeler abgestempelt zu haben», so Mursula.
Die Polizei will sich nicht entschuldigen
Der Musiker will nun mit seinem Anwalt prüfen, ob er eine Entschädigung einfordern kann. Seine Chancen stehen schlecht. Rechtsexpertin Cordula Spörri (62) sagt: «Falls überhaupt eine Haftung vorliegt, ist es schwierig, eine Entschädigung zu erhalten. Wenn seine Unkosten nur durch den Unterschied vom Auto zum öffentlichen Verkehr zustande gekommen sind, dürfte der Betrag so klein sein, dass sich eine Klage nicht lohnt.»
Und auch eine Entschuldigung von der Polizei kriegt der Musiker nicht. Sprecher Andreas Mock: «Wir verstehen, dass die Situation bei einem falschen positiven Resultat ärgerlich ist. Aber die Polizei hat in diesem Fall keinen Fehler gemacht. Die Beamten haben aufgrund von verdächtig nervösem Verhalten und dem Gesamteindruck den Schnelltest gemacht. Nach einem positiven Befund gibt es keinen Handlungsspielraum. Bis zum Resultat des Bluttests darf man nicht mehr fahren. Es werden alle Autofahrer gleich behandelt.»
Was Adnan Mursulu im Kanton Solothurn widerfahren ist, passt ins Bild, das Wolfgang Weinmann vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern zeichnet. Der Toxikologe warnt gegenüber BLICK: «Drogenschnelltests sind für sich alleine keine zuverlässigen Instrumente zur Feststellung, ob eine Person tatsächlich Drogen konsumiert hat.» Belastbare Ergebnisse würden nur Blut- oder Urintests liefern.
Erschreckend: «Je nach Anbieter kann jeder vierte Drogenschnelltest falsche Ergebnisse liefern. Gerade der Nachweis von Amphetaminen ist aufgrund von Kreuzreaktionen anderer Stoffe beim Schnelltest häufig falsch», sagt Weinmann. Amphetamine sind Bestandteil vieler aufputschender Drogen und Doping-Präparate wie zum Beispiel Speed oder Ecstasy.
Auch Käse kann beim Schnelltest anzeigen
Nur: Es gibt eben auch viele amphetaminähnliche Stoffe, auf die Drogenschnelltests dann reagieren. «Manchmal reicht auch nur schon das Konsumieren von Käse, um den Schnelltest zu verfälschen», sagt Weinmann. Einige Käsesorten bilden bei der Reifung «biogene Amine», die dann ein Drogenschnelltest fälschlicherweise als Amphetamine erkennen könnte.
Aber auch andere Lebensmittel und legale Medikamente können Drogenschnelltests in die Irre führen. Wer etwa Mohnbrötchen isst oder Hustensaft mit den Wirkstoffen Codein oder Ephedrin trinkt, kann durch den Drogenschnelltest fallen. Oft mit unangenehmen Folgen für die Betroffenen, die vorübergehend als Junkie abgestempelt werden.
Drogenschnelltests haben aber noch ein anderes gravierendes Problem: Während sie Energy-Drinks, Kaffee oder Käse als Drogen anzeigen, erkennen sie viele Party-Drogen nicht. Die Kantonspolizeien St. Gallen, Graubünden und Zürich haben darum die Schnelltests abgeschafft. Flavio Razzino
Was Adnan Mursulu im Kanton Solothurn widerfahren ist, passt ins Bild, das Wolfgang Weinmann vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern zeichnet. Der Toxikologe warnt gegenüber BLICK: «Drogenschnelltests sind für sich alleine keine zuverlässigen Instrumente zur Feststellung, ob eine Person tatsächlich Drogen konsumiert hat.» Belastbare Ergebnisse würden nur Blut- oder Urintests liefern.
Erschreckend: «Je nach Anbieter kann jeder vierte Drogenschnelltest falsche Ergebnisse liefern. Gerade der Nachweis von Amphetaminen ist aufgrund von Kreuzreaktionen anderer Stoffe beim Schnelltest häufig falsch», sagt Weinmann. Amphetamine sind Bestandteil vieler aufputschender Drogen und Doping-Präparate wie zum Beispiel Speed oder Ecstasy.
Auch Käse kann beim Schnelltest anzeigen
Nur: Es gibt eben auch viele amphetaminähnliche Stoffe, auf die Drogenschnelltests dann reagieren. «Manchmal reicht auch nur schon das Konsumieren von Käse, um den Schnelltest zu verfälschen», sagt Weinmann. Einige Käsesorten bilden bei der Reifung «biogene Amine», die dann ein Drogenschnelltest fälschlicherweise als Amphetamine erkennen könnte.
Aber auch andere Lebensmittel und legale Medikamente können Drogenschnelltests in die Irre führen. Wer etwa Mohnbrötchen isst oder Hustensaft mit den Wirkstoffen Codein oder Ephedrin trinkt, kann durch den Drogenschnelltest fallen. Oft mit unangenehmen Folgen für die Betroffenen, die vorübergehend als Junkie abgestempelt werden.
Drogenschnelltests haben aber noch ein anderes gravierendes Problem: Während sie Energy-Drinks, Kaffee oder Käse als Drogen anzeigen, erkennen sie viele Party-Drogen nicht. Die Kantonspolizeien St. Gallen, Graubünden und Zürich haben darum die Schnelltests abgeschafft. Flavio Razzino