Ein beschauliches Einfamilienhausquartier im 783-Seelen-Dorf Rünenberg BL erwacht am Sonntagmorgen. Plötzlich fallen Schüsse! Um 8.57 Uhr geht bei der Polizei Basel-Landschaft eine Meldung ein über einen Nachbarschaftsstreit. 70 Einsatzkräfte rücken an den Zielweg aus. Schnell erkennen die Polizisten das Opfer: Es ist der bekannte Basler Medienanwalt Martin Wagner (†57), der schwer verletzt in seiner Villa liegt.
Beim Eintreffen der Polizei lebt der Jurist noch. Doch die Wiederbelebungsversuche bleiben ohne Erfolg. Nur kurze Zeit später erliegt der 57-Jährige seinen Verletzungen. Draussen vor Wagners Haus liegt Nachbar Martin G.* (†39) – tot. Der Sportfan und Marathonläufer hat nach seiner Bluttat die Waffe gegen sich selbst gerichtet.
«Er war so ein integrer Mann»
Der Schock im Quartier sitzt tief. «Martin Wagner war ein netter, zuvorkommender und höflicher Mensch. Wir hatten nie Probleme mit ihm», sagt Nachbar Werner Madörin (56). Dass Nachbar G. ihn getötet haben soll, sorgt für Fassungslosigkeit: «Ich hätte von G. niemals gedacht, dass er so etwas macht», sagt ein Anwohner. «Er war so ein integrer Mann.»
Beide Tote waren Familienväter. Sie hinterlassen je drei Kinder. Wagners Söhne sind im Erwachsenenalter – seine Tochter feierte am Samstag ihren zehnten Geburtstag. Ob das Mädchen zum Zeitpunkt der Tat im Haus anwesend war, wollte die Polizei am Sonntag an der Pressekonferenz nicht sagen.
Besonders tragisch: Erst vor fünf Monaten verlor die Zehnjährige auch ihr Mami, sie starb an einem Hirntumor.
«Meine Gedanken sind bei den Kindern»
Wagner hatte seine Frau Sandra (†46) über FDP-Parteifreund Hans Rudolf Gysin (77) kennengelernt. Sie war damals Gysins Sekretärin in der Wirtschaftskammer und später Geschäftsführerin von Radio Basilisk.
Der FDP-Politiker hatte den jungen Anwalt Wagner seinerzeit als Rechtsberater zur Basler Wirtschaftskammer geholt und ihn gefördert. «Über all die Jahre haben wir sehr gut zusammengearbeitet. Martin hat mich in der Wirtschaftskammer, aber auch als Nationalrat immer sehr unterstützt. Daraus ist eine Freundschaft entstanden, die bis zu seinem Tod angedauert hat», so Gysin.
In der FDP, der Wagner angehörte und auf deren Liste er 2011 für den Nationalrat kandidierte, ist die Fassungslosigkeit gross. «Ich bin schockiert, weiss gar nicht, was ich sagen soll», sagt die Baselbieter Nationalrätin Daniela Schneeberger (50).
Auch sein ehemaliger Büropartner, der Medienanwalt Jascha Schneider, ist tieftraurig: «Ich bin bestürzt, meine Gedanken sind bei den Kindern», sagt der 43-Jährige.
Wagners Streit mit dem Nachbarn schwelte laut einem Bekannten schon länger. Offenbar fühlte sich der Anwalt auch bedroht und liess kürzlich Alarmanlagen in seiner Villa einbauen. Bekannt ist allerdings auch, dass er mit seiner Persönlichkeit polarisierte. «Mit seiner aufbrausenden Art schaffte er sich einige Feinde, doch er konnte auch charmant sein», sagt ein ehemaliger Weggefährte.
* Name der Redaktion bekannt
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