Um viele Tropenhölzer steht es schlecht. Ungezügelte und illegale Abholzung hat den Bestand edler Hölzer rapide schrumpfen lassen. So steht beispielsweise Ebenholz auf der Liste der geschützten Hölzer der «Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora». Das betrifft insbesondere auch Musiker, Instrumentenbauer und -händler, da beispielsweise die Griffbretter und Saitenhalter hochwertiger Streichinstrumente aus Ebenholz bestehen.
Dessen Eigenschaften sind ideal für den Geigenbau und liessen sich mit anderen Materialien bisher kaum ersetzen. Das könnte sich nun dank einer Entwicklung der Forschungsanstalt Empa und der ETH Zürich ändern: Den Forschenden um Oliver Kläusler ist es gelungen, Schweizer Hölzern die Eigenschaften von bedrohten Tropenhölzern zu verleihen.
Bei dem neu entwickelten Verfahren werde Schweizer Bergahorn aus nachhaltiger Waldwirtschaft zugeschnitten und zunächst in einer wässrigen Lösung eingelegt, wie die Empa am Dienstag mitteilte. Anschliessend wird es getrocknet und mit einem Heisspressverfahren komprimiert. Dadurch lasse sich auch die gewünschte Holzdichte je nach Bedarf einstellen.
Je nachdem, ob das Bergahornholz später für eine Klarinette oder das Griffbrett einer Violine verwendet werden soll, sind die Ansprüche der Instrumentenbauer an Holzdichte, Farbe und Schallleitungsgeschwindigkeit unterschiedlich, so Kläusler gemäss der Mitteilung. «Mit unserem Verfahren können wir diese Parameter selber bestimmen. Das ermöglicht beispielsweise dem Geigenbauer eine gezieltere Feinabstimmung des Instruments.»
Es gibt bereits Alternativen zu Tropenhölzern, wie Verbundstoffe aus Holz und Kunststoff oder Carbon-Materialien. In einem Hörtest liessen Kläusler und Kollegen ihr «Swiss Ebony» daher durch professionelle Musiker und Musikstudierende mit echtem Ebenholz und anderen Alternativmaterialien vergleichen. Das Schweizer «Ebenholz» belegte dabei gemeinsam mit dem echten Tropenholz Platz 1.
Der Geigenbauer Boris Haug aus Suhr stellte aus dem «Swiss Ebony» Saitenhalter für Profiinstrumente her, die teils sehr gut ankamen: «Eine Musikerin wollte unseren Cello-Prototyp gar nicht mehr herausrücken und bot uns an, uns stattdessen ihren hochwertigen Ebenholz-Saitenhalter zu überlassen», so Kläusler. Der Cellistin zufolge klang das Instrument mit Swiss Ebony «sexier» als vorher.
Mit ihrem Start-Up «Swiss Wood Solutions» wollen die Forschenden nun den Preis für das Schweizer Ebenholz senken, der derzeit noch mit dem Original gleichauf liegt, und die komplette Produktion umweltfreundlich und nachhaltig gestalten. Mit Schweizer «Tropenholz» statt Ebenholz ausgestattete Instrumente könnten Musikerinnen und Musiker dann auch bedenkenlos mit auf Reisen nehmen - ohne zu riskieren, dass ihr Meisterinstrument am Zoll beschlagnahmt wird.