Montag, 10.Dezember, in Bern: Die schwedische Botschaft empfängt im Hotel Bellevue Palace zum Luciafest.
In Skandinavien ist das Luciafest eine Art Vorweihnachtsfest. Vom Anlass im Bellevue Palace erhoffen sich die Schweden denn auch Geschenke. Sie wollen, dass die Schweizer Armee in Zukunft mit dem schwedischen Kampfjet Gripen in die Lüfte steigt.
Dass das Luciafest eine versteckte Lobbying-Veranstaltung ist, lässt bereits die Einladung vermuten: Der Anlass wird «in Zusammenarbeit» mit sechs bekannten schwedischen Unternehmen durchgeführt. Unter ihnen Gripen-Hersteller Saab.
Michaela Stöckli, Direktorin des Schweizerischen Bahnindustrieverbands Swissrail, bestätigt den Verdacht: «Ich habe wohl eine Einladung erhalten, um potenzielle Gegengeschäfte zum Gripen-Kauf aufzugleisen.» Die Idee: Die Schweiz kauft für ein paar Milliarden Franken schwedische Kampfjets, dafür denken die Schweden beim nächsten Bahnprojekt an Zulieferer aus der Schweiz.
Auffällig viele Angehörige der Schweizer Armee
Die Schlussfolgerung der Swissrail-Direktorin kommt nicht von ungefähr: 2014, nachdem das Volk Nein gesagt hatte zum Gripen, wurde Stöckli von den Schweden nicht mehr eingeladen. Erst 2017, als der Bundesrat abermals beschloss, für bis zu acht Milliarden Franken neue Kampfjets und Fliegerabwehr-Raketen zu kaufen, schaffte sie es wieder auf die Gästeliste – und mit ihr auffällig viele Angehörige der Schweizer Armee. «Von den rund 300 Gästen waren etwa zehn Prozent Offiziere, die in Uniform und Begleitung ihrer Frauen erschienen», so Stöckli. Sie kosteten Smörgåsbord, das bekannte schwedische Buffet, und liessen sich – vermutlich bei einem Glas Glögg, skandinavischem Glühwein – die Vorzüge des Gripen erläutern.
Armee-Sprecherin Delphine Allemand will von Gripen-Lobbying jedoch nichts wissen: «An solchen Anlässen geht es um die Pflege der diplomatischen Beziehungen, also die Pflege zwischenstaatlicher und überstaatlicher Beziehungen, die im Fall der Verteidigungsattachés jeweils auch die Kontakte mit verschiedenen Stellen der Armee betreffen.»
Wie viele Offiziere genau an dem Anlass teilgenommen haben, will aber weder die Armee noch die schwedische Botschaft sagen.
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