Labor für Eisbestattung in Militärbunker geplant
Russen wollen Schweizer kalt machen

Die russische Firma Krio Rus ist führend im Bereich der Kryonik, dem Konservieren von Menschen durch Kälte. Jetzt plant das Unternehmen, ein Labor in der Schweiz zu eröffnen.
Publiziert: 20.11.2017 um 21:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:35 Uhr
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Danila Medwedew ist Zukunftsforscher bei Krio Rus, dem in Eurasien führenden Unternehmen für die Kryonisierung von Menschen und Tieren.
Foto: Getty Image/Vlada Krassilnikova/Paris Match
Dominique Rais

Der Traum von der Unsterblichkeit: Kryoniker glauben daran, dass in nicht allzu ferner Zukunft eingefrorene Menschen wieder zum Leben erweckt und von ihren Krankheiten geheilt werden.

Bereits 54 Menschen hat die russische Firma Krio Rus nach deren Tod bei minus 196 Grad Celsius eingefroren. Jetzt will sie in der Schweiz ein Labor eröffnen. Schon vor einigen Monaten sei man «auf Einladung der Schweizer Behörden» hierhin gereist, um nach einem geeigneten Standort zu suchen, schreibt Krio Rus auf ihrer Webseite. 

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Marketingchefin Natalia Radiewskaja sagt: «In der Schweiz, wo Euthanasie erlaubt ist, könnten wir mit der Unterstützung von Schweizer Investoren theoretisch eine Filiale eröffnen.» Die in der Schweiz erlaubte Sterbehilfe sei optimal, um bei Kunden unmittelbar nach dem festgestellten Tod des Menschen mit der Kühlung des Körpers beginnen zu können.

Eingefroren im Schweizer Bunker

Kommt genug Geld zusammen, will Krio Rus einen alten Schweizer Militärbunker kaufen und ihn zum Kryo-Labor umrüsten. Bilder auf Instagram zeigen, dass sich Mitglieder des Managements in der Schweiz aufhielten. «Die Gespräche verliefen erfolgreich», schreiben sie dazu. 

Patrick Burgermeister, Molekularbiologe und Gründer des Vereins Cryo Suisse, begrüsst diese Pläne, wie er BLICK sagt. «Kryonik ist der Krankentransport in die Zukunft. Sie setzt da an, wo die heutige Medizin an ihre Grenzen stösst.» Für ihn ist Kryonik keinesfalls eine Spinnerei: «Es ist ein Experiment, dessen Ausgang wir noch nicht kennen.»

Weltweit ist das Interesse gestiegen

Nach heutigem medizinischen Stand würde ein Mensch für tot erklärt, wenn die Neuronen im Gehirn nicht mehr senden. «Aber wenn ein Funkgerät nicht mehr funktioniert, heisst es nicht, dass man es nicht wieder reparieren kann», so Burgermeisters Vergleich.

Weltweit ist das Interesse an einer vorübergehenden Konservierung des eigenen Körpers durch Kälte in den letzten Jahren gestiegen. Bei der Kryonik wird ein Organismus durch Einfrieren konserviert. Zuvor wird das Blut durch eine Art Frostschutzmittel ausgetauscht. Das Verfahren schenkt Menschen mit einer derzeit noch unheilbaren Krankheit wieder Hoffnung.

35'730 Franken für eine Ganzkörper-Kryonisierung

Laut Physikerin und Krio-Rus-Chefin Valeria Udalowa gibt der technische Fortschritt Grund zur Hoffnung. Erst kürzlich konnten Forscher der Universität Minnesota (USA) mithilfe von Eisenmonoxid-Nanoteilchen eingefrorene Herzklappen eines Schweins wieder auftauen – ohne dass diese dadurch Schaden genommen haben.

Krio Rus schliesst mit ihren Kunden Verträge für 100 Jahre ab. Eine Ganzkörper-Kryonisierung kostet umgerechnet 36'000 Franken. Wer nur den Kopf einfrieren lassen will, zahlt 12'000 Franken. Zum Vergleich: Eine Erdbestattung in der Schweiz kostet im Durchschnitt rund 4000 Franken.

Einmal abgeschlossen, lässt sich der Kryonik-Vertrag nicht mehr auflösen. Der Aufenthaltsort der Krio-Rus-Kunden wird teils mit GPS überwacht. Dadurch kann im Todesfall möglichst schnell eingefroren werden.

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