«Er hat mich auf den Boden geworfen»
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Gewalt-Vorwurf an Polizei:«Er hat mich auf den Boden geworfen»

Krebskranker Musiker bei Polizei-Kontrolle in Basel verletzt
«Ich hatte meine ID leider nicht dabei»

Der Basler Gianluca Cutrufello (27) hat Leukämie, seine Knochen sind von der Krebsbehandlung geschwächt. Bei einer Personenkontrolle stossen ihn Polizisten dennoch brutal zu Boden. Ein blutiges Gesicht und Prellungen sind die Folge. Die Basler Polizei widerspricht.
Publiziert: 24.09.2019 um 19:14 Uhr
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Wegen seines Äusseren werde er häufig als Junkie abgestempelt, so Musiker Gianluca Cutrufello. Dabei hat er einfach eine Leukämie-Erkrankung.
Foto: Facebook
Helena Schmid

Es ist Sonntagmorgen, neun Uhr. Nach mehreren Tagen im Spital ist Gianluca Cutrufello (27) wieder zurück in seiner Wohnung in Basel. Er könne seine Lungenentzündung nun ambulant behandeln, sagten ihm die Ärzte. Zufrieden läuft er zur Bäckerei nebenan. Das Spital mag er nicht. Doch an diesem Morgen wäre er trotzdem lieber dort gewesen. 

Denn als Cutrufello vergangenes Wochenende über die Mülhauserstrasse schlendert, stoppen ihn zwei Beamte der Basler Polizei. Sie möchten ihn kontrollieren und seine ID sehen. «Ich dachte: Nicht schon wieder! Regelmässig werde ich wegen meines Aussehens als Junkie abgestempelt und angehalten», erzählt der Musiker gegenüber BLICK.

Cutrufello leidet er an den Folgen einer Krebsbehandlung: Um seine Leukämie zu heilen, transplantierten ihm die Ärzte 2014 fremde Stammzellen ein. Sein Körper stösst diese seitdem ab. Die Folge ist sind ein extrem schwaches Immunsystem, gebrechliche Knochen – und eben sein Erscheinungsbild: gerötete Augen, blasse Haut, mager. 

«Der Polizist riss mich zu Boden»

Den Polizisten erklärt Cutrufello, dass er leider seine ID nicht dabei habe. «Dann drehte ich mich ab, wollte weitergehen. Einer der Polizisten packte mich und riss mich zu Boden. Ich schlug mit dem Gesicht auf», sagt Cutrufello. Seine Nase blutet. Er bleibt liegen. «Der Beamte drohte, ich solle sofort aufstehen und mitkommen, sonst würde er mich schlagen.»

Die Handschellen klicken. Cutrufello weist die Polizisten mehrmals auf seine Krankheit hin. Er klagt an: «Trotzdem sind sie so brutal mit mir umgegangen. Komplett übertrieben!»

Auf dem Polizeiposten muss er sich ausziehen, wird von Kopf bis Fuss kontrolliert. Die Polizisten finden nichts. Er darf wenig später gehen. Ohne Anzeige – dafür mit verstauchtem Handgelenk, einer Wunde am Kopf und Blutergüssen an der Schulter. «Erst auf dem Heimweg wurde mir bewusst, was passiert war. Ich fühlte mich gekränkt, war wütend», so der Basler.

Basler Polizei: «Er schlug mit Armen und Beinen um sich»

An den Gang zur Bäckerei sei nicht mehr zu denken gewesen. Schliesslich habe er es nicht mehr ausgehalten und die Polizei angerufen. «Ich wollte den Namen des Beamten wissen, der mir mit Schlägen gedroht hat. Um den Vorfall zu melden.» Den habe man ihm aber nicht geben wollen. Cutrufello: «Zudem rechtfertigte der Beamte am Telefon das Verhalten des Polizisten. Er habe das gar nicht zu mir gesagt, sondern zu jemand anderem.»

Die Basler Polizei widerspricht den Vorwürfen des Musikers. «Der Mann fiel den Beamten auf Patrouillenfahrt auf, weil er hilflos und gesundheitlich angeschlagen wirkte», sagt Sprecher Martin Schütz zu BLICK. Man habe ihn nach den Personalien gefragt, um auszuschliessen, dass er von einer Institution abhängig sei. «Er wollte sich nicht ausweisen und weggehen. Die Polizisten hielten ihn an den Armen zurück», so Schütz.

Doch «zu Boden geführt» habe man ihn erst, als er sich losreissen wollte und mit Armen und Beinen um sich schlug. Schütz: «So dürften die Verletzungen entstanden sein.» Auf die Wache habe man ihn lediglich zur Identitätskontrolle mitgenommen.

«Warum sollte ich mich mit zwei Polizisten anlegen?»

Die Kontrolle sei aber an sich ordnungsgemäss verlaufen. Man habe dem Mann angeboten, ihm bei der Erstversorgung der Wunden zu helfen. «Die Polizisten hatten zu keiner Zeit Interesse an einer Eskalation», versichert Schütz. Man habe sich so umsichtig wie möglich verhalten – trotz der «Abwehrhaltung» des Kontrollierten.

Cutrufello dementiert, um sich geschlagen zu haben. «Ich habe meinen Arm weggezogen, als sie mich festhielten. Ich wiege 50 Kilo – warum sollte ich mich mit zwei Polizisten anlegen?», sagt er. 

Die Wunden in seinem Gesicht sind mittlerweile verheilt. Der Vorfall gehe ihm aber nicht mehr aus dem Kopf: «Es ist einfach belastend, wie ich wegen meines Aussehens ständig kontrolliert und blöd angemacht werde. Ich versuche ja, damit umzugehen. Eigentlich sollte ich das gar nicht müssen.»

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