Kindstötung von Flaach ZH
Kesb ist unschuldig – hat aber geschlampt

Natalie K. (†27) hat anfangs 2015 ihren fünfjährigen Sohn und ihre zweijährige Tochter erstickt. Monate später hat sie sich im Gefängnis das Leben genommen. Heute nahmen die Behörden Stellung. Fazit: Die Mutter war psychisch krank und die Kesb hat Fehler gemacht.
Publiziert: 29.01.2016 um 10:30 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 12:45 Uhr
Ein Bild aus glücklichen Tagen: Natalie K.* († 27) mit ihren Kindern Nicolas († 5) und Alessia († 2).

Für den Gerichtspsychiater Frank Urbaniok gibt es zwei Gründe, wieso Natalie K. (†27) ihre beiden Kinder Alessia (†2) und Nicolas (†5) erstickte: «instabiler Realitätsbezug und Geltungssucht».

«Mit der Wegnahme der Kinder hat für die Mutter ein existenzieller Machtkampf begonnen. Daraus ist der Plan entstanden, der Kesb die Kinder zu entziehen, indem sie sie tötet.» Im Gegensatz zu gesunden Menschen habe K. das Ungeheuerliche eines solchen Gedankens nicht erkannt.

Das erklärte Urbaniok heute an einer Medienkonferenz, an der die Zürcher Behörden über die Erkenntnisse des Falls Flaach informierten. Sie liessen mehrere Gutachten dazu erstellen. Diese kamen unter anderem zum Schluss, dass die Kesb nicht hatte ahnen können, dass die Mutter zu so einer schrecklichen Tat schreite.

Trotzdem: Die Rolle der Kesb ist zwiespältig. Zwar handelte sie korrekt, als sie die Kinder am 31. Oktober in einem Heim platzierte. Denn kurz darauf wurde ihre Mutter verhaftet. Auch der Entscheid vom 19. Dezember, die Kinder im Heim zu lassen, war laut den Experten Kurt Affolter und Martin Inversini «vertretbar».

Doch die Kesb habe schlecht kommuniziert und zu wenig gut abgeklärt, ob allenfalls die Grosseltern die Kinder aufnehmen könnten. Deshalb hätten die Angehörigen den Entscheid überhaupt nicht nachvollziehen könnnen.

Die Zürcher Behörden informieren über den Fall Flaach.
Foto: BLICK

Justiz-Direktorin Jacqueline Fehr hält fest, dass es wohl auch zu dieser Tat gekommen wäre, «selbst wenn die Kesb alles perfekt gemacht hätte». Die Kindstötung sei nicht vorhersehbar und damit vermutlich auch nicht verhinderbar gewesen. Somit gäbe es keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Handeln der Behörden und der Extremtat.

Die heutige Pressekonferenz war die Aufarbeitung der tragischen Ereignisse rund um die Familie K.*  Am 1. Januar wurden Alessia und Nicolas umgebracht. Die Täterin: Ihre eigene Mutter. Natalie K. hat ihre zwei Kinder erstickt. Damit wollte sie verhindern, dass sie wieder zurück ins Heim müssen. Endgültig.

Acht Monate nach der schrecklichen Tag war auch Natalie K. tot. Sie nahm sich im Zürcher Untersuchungsgefängnis das Leben. In Briefen an ihre Eltern Christina und Björn K. schilderte sie noch wenige Tage zuvor ihre Verzweiflung. «Ich wot nüme», schrieb sie.

Die Vorwürfe an die Behörden waren gross. Das Amt für Justizvollzug Zürich räumte ein, dass es kurz nach der Verlegung von Natalie K. ins Untersuchungsgefängnis Ende April zwei Zwischenfälle gegeben habe, die als «Vorbereitungshandlungen für einen Suizidversuch gewertet werden können». (lex/sas)

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