Er schmuggelte Kokain, ist weiss, mittleren Alters und jetzt tot. Seine nackte Leiche war eingepackt in einen Abfallsack, abgeladen am Waldrand in Kirchberg SG. Niemand kennt seinen Namen. Keiner weiss, woher er kommt, wohin er wollte. Oder weshalb er sterben musste.
Zwar laufen die Ermittlungen zum Güselsack-Toten auf Hochtouren. Doch die St. Galler Polizei tappt auch nach einer Woche noch im Dunkeln. «Wir haben das Foto der Leiche an alle Polizeistellen auf der Welt geschickt», sagt Hanspeter Krüsi, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen zu BLICK. «Doch bisher vermisst ihn niemand.»
Ein Fussgänger findet den Unbekannten am vergangenen Sonntag, 29. Dezember 2019, während des Nachmittagspaziergangs. Die Ermittler rücken aus. Sie fotografieren die Leiche, nehmen Fingerabdrücke und DNA-Proben.
Fingerabdrücke und Foto um die Welt geschickt
Sie überführen die Leiche ans Kantonsspital St. Gallen. Rechtsmediziner liefern erste Spuren zum Hintergrund des Toten. Er war Drogenkurier, transportierte über 100 Gramm Koks in seinem Körper. Das meiste davon befand sich in Säckchen in seinem Darm. Er erlitt einen Darmdurchbruch – und starb daran.
Gewalteinwirkung konnten die Mediziner keine feststellen. Wer den Mann im Müllsack deponiert hat, ist weiterhin schleierhaft.
Währenddessen wartet die Polizei auf Rückmeldungen aus anderen Ländern. «Zunächst überprüften wir, ob die Leiche zu einem Schweizer Vermisstenfall passt. Das tat sie nicht. Auch die Fingerabdrücke und seine DNA sind in unserer Datenbank nicht registriert», sagt Krüsi.
«Je nach Land wird Fall nicht bearbeitet»
Also schicken die Ermittler Fingerabdrücke und Foto an die Kollegen im Ausland. Möglicherweise wird der Tote dort vermisst. Oder ist international irgendwo polizeibekannt. Krüsi: «Bisher haben wir keine Hinweise erhalten.»
Das heisse aber nicht, dass der Kurier nicht irgendwo gesucht würde. Solche Ermittlungen könnten sich über längere Zeit hinziehen. «Je nach Land dauert die Bearbeitung länger, wird unsauber oder gar nicht gemacht», so der Polizei-Sprecher.
Entsprechend üben die Beamten sich derzeit in Geduld. Sollten weiterhin keine Hinweise eintreffen, schlägt Krüsi als nächsten Schritt vor: «Die Ermittler könnten versuchen, seine Herkunft oder Nationalität zu bestimmen.» Ob sich das Suchgebiet dadurch einschränken liesse, ist aber nicht sicher.
Letzte Möglichkeit: Leichenfoto veröffentlichen
Als allerletztes Mittel steht den Ermittlern die Öffentlichkeitsfahndung offen. In diesem Fall würde die Polizei das Leichenfoto auf allen Kanälen verbreiten – um so nach Zeugen zu suchen.
Doch auch dieser Schritt verspricht nicht zwingend Erfolg. Krüsi: «Kommt der Tote aus einem anderen Land oder gar Kontinent, hilft diese Massnahme kaum. Schliesslich ist es für uns als Schweizer Polizeistelle schwierig, das Foto an die internationale Öffentlichkeit zu bringen.»
Dennoch ist Hanspeter Krüsi optimistisch, dass die Polizei das Rätsel lösen wird. «Wir bleiben dran – und ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Fall noch weiterkommen.»