Holzpreise im Keller – und jetzt noch der Sturm Burglind
Frust für Schweizer Waldbesitzer

Stürme kommen für Schweizer Waldbesitzer immer zur falschen Zeit. Vor Burglind waren die Holzpreise nach den Sommerstürmen schon im Keller – und die Ernte des Sturmholzes dürfte nun noch mehr Kosten als Erträge einbringen.
Publiziert: 05.01.2018 um 23:52 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:45 Uhr
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Zerstörte Bäume: Auch der Zuger Wald wurde massiv von Burglind getroffen.
Foto: Wald und Wild Kanton Zug
Flavio Razzino

Es sieht schlimm aus beim Wallfahrtsort Maria Bildstein in Benken SG. Dutzende Bäume sind umgestürzt, der Wald hat riesigen Schaden erlitten. Für Dölf Widmer, Präsident der Stiftung, die den Wallfahrtsort unterhält, bedeutet das schlaflose Nächte. Die Stiftung, die rund zwei Hektar Wald besitzt, ist finanziell nämlich nicht auf Rosen gebettet. Für die Räumung der zig umgestürzten Bäume musste Widmer den Forstbetrieb der Ortsgemeinde Benken beauftragen.

Burglind reisst tiefes Loch in Kasse

Und bereits jetzt ist klar: Die Ernte des Sturmholzes wird viel mehr Geld kosten, als die Stiftung für den Verkauf des Rohstoffs erhalten wird. «Das reisst uns ein tiefes Loch in die Kasse», sagt Widmer. Es sind Probleme, die nach Burglind viele Schweizer Waldbesitzer haben.

Denn: Die Preise für Schweizer Holz liegen seit Jahren im Keller. Urs Wehrli von WaldSchweiz, dem Verband der Waldbesitzer, sagt: «Mit dem Verkauf von Holz kann der Aufwand für die Waldbewirtschaftung kaum mehr gedeckt werden.» Auch wegen Unwettern, die immer wieder grosse Mengen an Bäumen zum Einknicken bringen.

Hoffnungen auf Preisanstieg weggeblasen

Und solche Stürme hat es im vergangenen Sommer einige gegeben – die Lager der Sägereien waren vor allem nach heftigen Gewittern im August prall gefüllt. Leise Hoffnungen der Förster, dass ab Januar 2018 die Preise für Schweizer Holz anziehen dürften, könnte der Wintersturm Burglind nun weggeblasen haben.

Zwar fehlt der gesamtschweizerische Überblick noch, aber schon jetzt sind Zehntausende umgeknickte Bäume gemeldet. Bekannt sind die Schäden schon in den Kantonen Luzern und Zug – und deren Bilanzen verheissen nichts Gutes! So hat Burglind in Luzern rund 50 Prozent des jährlichen Holzbedarfs an einem Tag zu Boden geworfen. In Zug füllen die kaputten Bäume schon jetzt rund 600 beladene LKW voll Holz.

Aber nicht nur die Menge ist ein Problem für Förster. Die Ernte von Sturmholz ist massiv teurer, als wenn die Bäume ordentlich gefällt würden. Das bestätigt auch Albert Bianchi, Revierförster im Kanton St. Gallen: «Bäume liegen kreuz und quer im Wald, je nachdem wie sie geborsten sind, können sie nicht als teureres Rundholz verkauft werden – das alles hat Einfluss auf den Ertrag.»

Lebensgefährliche Ernte

Ausserdem ist die Ernte nach einem Sturm unter Umständen lebensgefährlich und langwierig. Grund: Die Bäume liegen unsicher oder gar unter Spannung. Ein gefährlicher Job für die Arbeiter. 

Wie prekär auch die finanzielle Lage der Schweizer Forstbetriebe ist, zeigen Daten des Bundesamts für Umwelt (Bafu). Schon im Jahr 2015 schrieben fast die Hälfte der Schweizer Forstbetriebe rote Zahlen. Der Ertrag aus dem Holzverkauf deckt gerade mal noch 45 Prozent der anfallenden Kosten für die Waldbewirtschaftung ab. Viele Förster sind auf Unterstützung durch die öffentliche Hand angewiesen.

«Geht das so weiter, wird es immer weniger Waldbesitzer geben, die sich diesen Aufwand antun», sagt Urs Wehrli vom Verband WaldSchweiz. Burglind hat die Lage nun noch massiv verschlimmert. Auch für Spaziergänger. Denn bis auf Weiteres gilt: Wälder sollten gemieden werden.

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