Hat Ex-Polizeimitarbeiter alte Armeewaffen verhökert?
Bunker-Fan und Weltkriegs-Freak verhaftet

Der Logistikchef der Schwyzer Kantonspolizei soll online Waffen verkauft haben. Die Spuren führen bis zum Münchner Amokläufer, der 2016 neun Menschen tötete. BLICK-Recherchen zeigen: Der Mann hatte Zugang zu einem alten Armeebunker.
Publiziert: 14.06.2018 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:31 Uhr
Ex-Polizeilogistik-Chef Hans F.* (links) soll im Darknet illegal Waffen verkauft haben. Privat war er ein grosser Armeefan.
Foto: zVg
Anian Heierli und Adrian Müller

Feuer frei! Mit aufgesetztem Schutzhelm verschanzt sich Hans F.* (55) im Beobachtungsposten der Armeefestung in Grynau SZ, neben ihm zielt ein Soldat mit dem Sturmgewehr. Der Waffennarr führte in seiner Freizeit sogar Pfadfinder durch die historische Anlage aus dem Zweiten Weltkrieg. Doch der inzwischen gefeuerte Logistikchef der Schwyzer Kantonspolizei hat offenbar auch ein anderes Gesicht. 

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtete, liess ihn die Bundesanwaltschaft im Februar 2018 verhaften – und er musste zwei Monate in Untersuchungshaft. Der Verdacht: Hans F. soll Waffen an den deutschen Mittelsmann «Rico» verkauft haben, welcher mehrfach nach Einsiedeln SZ gereist war. Dieser wiederum verhökerte das Material selbst an Minderjährige. Ebenso gilt er als Waffenlieferant des Münchner Amokläufers, der im Sommer 2016 neun Menschen tötete. Die damals benutzte Waffe stammte aber nicht aus der Schweiz. 

Fahnder finden ganzes Waffenarsenal

Die Staatsanwaltschaft durchsuchte das Einfamilienhaus des Schwyzer Ex-Polizeimitarbeiters. Dort stiessen die Fahnder auf ein massives Waffenarsenal. Mehrere Wagen waren nötig, um die Schusswaffen abzutransportieren. Die Vorwürfe sind happig: Die Bundesanwaltschaft wirft dem 55-Jährigen Verstoss gegen das Kriegsmaterial- und Waffengesetz, Begünstigung und Amtsgeheimnisverletzung vor. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Bei der Kapo war Hans F. für Material, Waffen und Munition zuständig. Laut dem Schwyzer Polizeisprecher Florian Grossmann fehlen beim Korps aber keine Schusswaffen. Dafür stiess man auf «Unregelmässigkeiten» im Bestellwesen. «Vor allem rund um Munition», so Grossmann. Aktuell könne noch nicht gesagt werden, um was für eine Art und Menge es sich handelt. Das sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen. 

Bunkerchef: «Unsere Waffenbestände sind komplett»

Es drängt sich der Verdacht auf: Hat Hans F. mit Armeewaffen im Darknet gedealt? Zumindest hatte der Militärfan wohl Zugang zu solchem Kriegsmaterial. Bei der Bunkeranlage Grynau gibt man Entwarnung. «Unsere Waffenbestände sind komplett», sagt Thomas Hänggi (49), Präsident der Stiftung Schweizer Festungswerke. Der Bunker wurde aber nicht durchsucht. Weder Armee noch Bundesanwaltschaft wollten sich auf Anfrage von BLICK äussern, ob Waffen aus Militärbeständen sichergestellt wurden.

Dennoch, in der Armeefestung Grynau wird Hans F. so schnell keine Führungen mehr machen. «Wir haben ihm den Schlüssel entzogen», so Hänggi. Er betont aber: «F. ist beliebt und sehr loyal.» Der Beschuldigte war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Den Leuten im Quartier sind die Machenschaften nie aufgefallen. Sie beschreiben ihn als «freundlichen Familienvater». 

* Name geändert

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