Hass im Internet und im Job
Bundesstudie: Rassismus unter Schweizer Jugendlichen nimmt zu

Rassismus unter Jugendlichen in der Schweiz nimmt zu. Das hält eine neue Studie des Bundes fest. Schlüsselprobleme sind Hassreden auf Social Media und Probleme am Arbeitsplatz.
Publiziert: 03.09.2019 um 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2019 um 14:37 Uhr
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Deutschunterricht für Integration in Olten So: Gerade viele jüngere Menschen mit Migrationshintergrund in der Schweiz fühlen sich als Opfer von Rassismus. Das besagt eine neue Studie des Bundes.
Foto: Keystone

Die Fachstelle für Rassismusbekämpfung hat einen umfassenden Bericht zu rassistischer Diskriminierung in der Schweiz für den Zeitraum 2017–2018 vorgelegt, mit einem speziellen Abschnitt über die Rolle von Internet und Social Media. Die Studie spricht von zunehmendem Rassismus unter Schweizer Jugendlichen.

Rund 38 Prozent der Schweizer Jugendlichen bezeichnen sich als Opfer von Diskriminierung. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als beim letzten Bericht vor zwei Jahren. Brennpunkte sind sogenannte Hassreden im Internet und Probleme am Arbeitsplatz.

38 Prozent der 15- bis 24-Jährigen geben an, dass sie sich Diskriminierung ausgesetzt fühlen. Im Jahr 2016 waren dies noch 28 Prozent der befragten Jugendlichen. Hassreden und Mobbing im Internet werden als die Hauptgründe angegeben, wie Rassismus insbesondere von Gleichaltrigen verbreitet und angeregt wird.

Migranten und ihre Nachkommen fordern ihren Platz in der Gesellschaft ein

Besonders häufig werde Diskriminierung bei der Stellensuche und im beruflichen Alltag gemeldet, so der Bericht. Es sei aber auch eine Zunahme von Hassreden zu beobachten, die sich insbesondere gegen jüngere Menschen, Frauen und Angehörige von Minderheiten richten.

«Rassismus findet heute besonders auch im Internet statt und die Grenzen des Sagbaren scheinen sich im Netz laufend auszudehnen», hält die Studie fest. «Die Grenzen des Sagbaren haben sich auf jeden Fall verschoben.» Das sei einerseits beunruhigend, es zeige sich aber auch, dass «Kritik an Rassismus und Diskriminierung nun wirklich in der Gesellschaft angekommen ist und auch Migrantinnen und Migranten und ihre Nachkommen ihren Platz in der Gesellschaft einfordern.»

Bezüglich allen Altersgruppen hält sich der Anteil der Menschen, die sich als Opfer von rassistischer Diskriminierung empfinden, stabil bei 28 Prozent. Die meisten Zurückweisungen erfahren Betroffene am Arbeitsplatz, insbesondere Muslime. Der Bund nennt den Bericht angesichts der Tatsache besorgniserregend, weil gerade der Arbeitsplatz als wichtiger Bestandteil der Integration erachtet wird.

«Strukturelle Diskriminierung»

Zum Vergleich: 23 Prozent der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund haben in den letzten fünf Jahren Diskriminierung erfahren. Bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund waren es 36 Prozent.

Mehr als jede dritte Person, so die Studie, fühle sich von «anderen» gestört. Eine von zehn Personen weise explizit feindselige Einstellungen auf gegenüber Muslimen, schwarzen Menschen sowie gegenüber Juden.

Der Bericht spricht von «struktureller Diskriminierung» in der Schweiz und der Notwendigkeit von strukturellen Veränderungen, insbesondere am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche und im öffentlichen Leben.

Berset: Rassismus erkennen und benennen

Alle Menschen, so das Fazit, sollen gleichermassen am Leben der Gesellschaft teilnehmen können, unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, Nationalität oder Religionszugehörigkeit.

Bundesrat Alain Berset schreibt im Vorwort, dass sich «im Internet Gleichgesinnte von überall treffen, um Hass zu verbreiten und Menschen zu rassistischen Taten anzustiften. Sie schreiben online Dinge, die sie im persönlichen Gespräch kaum sagen würden.»

Berset hält den vorgelegten Bericht für eine wichtige Grundlage, damit rassistische Diskriminierung als solche erkannt und benannt werde. (kes)

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