George Floyd (†46)stirbt nach Brutalo-Festnahme in den USA
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«Lasst mich atmen»:George Floyd (†46)stirbt nach Brutalo-Festnahme in den USA

«Hals und Nacken sind tabu!»
Das sagt die Schweizer Polizei zur Brutalo-Verhaftung

George Floyd (†46) starb nach einer Brutalo-Verhaftung in den USA. Minutenlang kniete ein Polizist auf seinem Nacken. Floyd konnte nicht atmen. Sind solche Methoden auch in der Schweiz erlaubt?
Publiziert: 03.06.2020 um 21:06 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2020 um 11:57 Uhr
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Johanna Bundi Ryser ist Präsidenten des Verbands Schweizerischer Polizeibeamter und selbst Polizistin. Die brutale Verhaftung von George Floyd mit tödlichem Ausgang schockiert sie.
Foto: Thomas Meier
Martin Bruhin

Die brutale Verhaftung von George Floyd (†46) sorgt weltweit für grossen Aufruhr. Weltweit gehen Menschen auf die Strasse. In einem Video ist zu sehen, wie der Polizist Derek Chauvin (44) minutenlang auf dem Nacken von Floyd kniet, während Floyd nach Luft ringt.

Beim Verband Schweizerischer Polizeibeamter (VSPB) ist man über diese Verhaftung mit tödlichem Ausgang schockiert. «Da fehlen einem die Worte, wenn man diese Brutalität sieht», sagt Verbandspräsidentin und Polizistin Johanna Bundi Ryser (57) zu BLICK. «Das ist jenseits jedes Grundsatzes unserer Ausbildung.»

Der VSPB distanziere sich klar von solchen Handlungen. «Mit dem Knie voll auf den Kopf drücken ist untersagt!» Denn: So würden lebenserhaltende Organe geschädigt werden. Für Schweizer Polizisten ist daher klar: «Nacken und Hals sind tabu!»

«Nie ein Menschenleben aufs Spiel setzen»

Zwar könnten in Extremsituationen auch mal Festhaltegriffe oder auch ein Taser zum Einsatz kommen, aber immer mit der nötigen Vorsicht. Die 57-Jährige weiss, wovon sie spricht: «Auch bei mir gab es schon schwierige Situationen bei Verhaftungen. Zum Beispiel, dass man unglücklich stürzt und sich dabei verletzt.»

Damit das nicht passiert, gibt es klare Abläufe für eine Verhaftung. Um diese aufzufrischen, müssen Polizisten jedes Jahr einen Wiederholungskurs machen. Denn: «Bei einer Verhaftung darf nie ein Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden, das ist das oberste Gebot», erklärt die Verbandspräsidentin. Ziel sei immer die Deeskalation.

Ausbildung in der Schweiz

Anders im Fall von George Floyd. Von Deeskalation keine Spur. Polizist Derek Chauvin griff zur brutalen Methode. Die Hintergründe sind noch unklar. Experten weisen bei der immer wieder vorkommenden Polizeigewalt in den USA auf die kurze Ausbildungsdauer der Polizisten hin – diese dauert im Schnitt 19 Wochen. Zum Vergleich: Die Ausbildung in der Schweiz dauert zwei Jahre. Im ersten Jahr gibt es hauptsächlich Theorie, im zweiten Jahr eine praktische Ausbildung.

Wer in der Schweiz Polizist werden will, muss zudem einen Beruf erlernt oder die Matura abgeschlossen sowie erste Arbeitserfahrung gesammelt haben. Damit will man erreichen, dass die künftigen Beamten in der Bevölkerung verankert sind und mit beiden Beinen im Leben stehen, sagt Bundi Ryser. Und: Patrouillen in der Schweiz sind immer mit zwei Personen oder mehr unterwegs. Die Gefahr, Fehler zu machen, werde so verringert.

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