Er war der bekannteste Pfarrer der Schweiz und vor allem für die Bedürftigen und Suchtkranken im Land eine Stimme, die gehört wurde. Nun ist der Zürcher Ernst Sieber für immer verstummt. Er sei am Samstag vor Pfingsten im Alter von 91 Jahren friedlich eingeschlafen, teilen Siebers Familie und seine Sozialwerke am Sonntagabend mit. Einen Monat davor wurde er ins Triemli Spital in Zürich eingeliefert.
Unermüdlich hatte sich Sieber den Anliegen der Randständigen gewidmet und so nicht selten auch der Gesellschaft den Spiegel vorgehalten. Die christlichen Werte lagen ihm am Herzen und danach richtete er auch sein tägliches Handeln. Siebers «Pfuusbus» beim Zürcher Albisgüetli beispielsweise – über die Jahre war dieser zu einer wahren Institution geworden – bot Obdachlosen ein temporäres Zuhause. Sieber selber kümmerte sich dort regelmässig um die Besucher.
Noch im Jahr 2002 war der Obdachlosenpfarrer Ernst Sieber mit dem Sattelschlepper zu all jenen Menschen gefahren, die kein Dach über dem Kopf hatten. Den Bus bekam er damals zum Freundschaftspreis von den Gebrüdern Güdel, den ehemaligen Seitenwagen-Vizeweltmeistern. Sieber wollte den Menschen nicht aus der Ferne helfen, sondern zu ihnen gehen und sie an der Hand nehmen. «Sozialarbeit bedeutet, das zu teilen, was man hat», pflegte er zu sagen.
Die Zeit kommt näher, «nach Hause zu gehen»
Bereits an der traditionellen Obdachlosen-Weihnacht im Zürcher Marriott-Hotel im vergangenen Dezember machte Sieber mehrfach Andeutungen über das Sterben. So tönte er damals an, dass die Zeit näherkomme, um «nach Hause zu gehen» (BLICK berichtete). Er habe damit niemandem Angst machen wollen, meinte Sieber danach zu BLICK. Doch der Tod sei nun mal ein Thema, mit dem man sich beschäftigen müsse. «Es ist nur ein rechtes Leben, wenn man mit dem Herrgott eins ist», sagte er. «Das habe ich erreicht.»
Immer ganz lammfromm war der Zürcher aber keineswegs. Für Aufsehen sorgten vor allem seine Episoden als «Raser-Pfarrer». Insgesamt drei Mal habe er sein Billett im Leben schon abgeben müssen, sagte Sieber 2012 in einem Interview mit Radio 1. Im selben Jahr verunfallte er mit seinem Auto schwer, brach sich sieben Rippen und wurde am Kopf verletzt. In der Folge gab er dann seinen Fahrausweis aus eigenen Stücken ab. «Es war ein Fingerzeig Gottes», meinte er damals nach dem Crash.
Mit dem Lifetime Award und dem Staatssiegel ausgezeichnet
Sieber wurde 1927 in Horgen ZH geboren. Nach Erfahrungen als Bauernknecht in der Westschweiz studierte er in den 1950er-Jahren an der Uni Zürich Theologie. Nach einem Einsatz als Vikar in den Slums von Paris übernahm er 1956 für zehn Jahre die Pfarrei in Uitikon-Waldegg ZH und war von 1967 bis zur Pensionierung 1992 Pfarrer der evangelischen Kirchgemeinde Zürich-Altstetten.
Eine wichtige Rolle in Siebers Leben und Werk spielte seine Frau Sonja, mit der er acht Kinder grosszog. Für die Familie und sein Hobby, die Malerei, hatte er in den letzten Jahren vor seinem Tod etwas mehr Zeit.
Erst im vergangenen November war Sieber vom «Beobachter» mit dem Lifetime Award ausgezeichnet worden, den er persönlich entgegennahm. Sein kompromissloses Engagement für die Randständigen wurde auch von der Stadt Zürich gewürdigt: Als Anerkennung für seine Verdienste überreichte Stadtpräsidentin Corine Mauch dem Obdachlosenpfarrer 2013 das Staatssiegel, eine silberne Plakette mit Stadtheiligen. (cat/SDA)
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