Rollerfahrerin Larissa Caviezel (†27) in Ems GR totgefahren
Muss der bekiffte Audi-Rowdy Luca M.* in den Knast?

Durch die Reibung auf dem Asphalt zog es ihr die Motorradjacke vom Körper. Larissa Caviezel (†27) hatte keine Chance, als der bekiffte Luca M.* (41) sie abschoss. Heute steht der Italiener vor Gericht – der Staatsanwalt fordert mindestens fünf Jahre Gefängnis.
Publiziert: 28.03.2019 um 23:07 Uhr
|
Aktualisiert: 02.04.2019 um 11:12 Uhr
1/6
Rollerfahrerin Larissa Caviezel (†27) starb bei Horror-Crash in Domat/Ems GR.
Foto: zVg.
Anian Heierli
Anian HeierliReporter Zentralschweiz

Das Unfallprotokoll macht sprachlos: Larissa Caviezel (†27) wurde 43 Meter weit durch die Luft geschleudert, weil ein bekiffter Audi-Fahrer sie frontal abschoss. Sie hatte keine Chance und starb noch am Unglücksort. Besonders tragisch: Die junge Frau lenkte ihren Roller korrekt. Heute steht der mutmassliche Totfahrer Luca M.* (41) dafür in Ems GR vor dem Regionalgericht. Der Staatsanwalt klagt wegen Tötung mit Eventualvorsatz – und fordert eine Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren.

Der Horror-Unfall passierte im Januar 2017. M. fährt mit seinem Audi Q5 um 5.30 Uhr bei seinem Wohnort in Ems los. Er will noch schnell das Auto für seine Frau aufwärmen, die später zur Arbeit muss. Seine Runde führt über die Autobahn A13 nach Chur und auf der Hauptstrasse zurück. Vor ihm sind zwei Autos, die Sicht beträgt 50 Meter und es ist dunkel. Trotzdem setzt der Italiener zum Überholen an. Laut Rekonstruktion des forensischen Instituts Zürich beschleunigt M. auf bis zu 115 km/h – in der 80er-Zone.

M. hatte hohe THC-Konzentration im Blut

Auf der Gegenfahrbahn übersieht er Larissa Caviezel, die ihm korrekt mit eingeschaltetem Licht entgegenkommt. Obwohl M. laut Experten zwischen 11 und 17 Sekunden Zeit zum Reagieren bleiben, fährt er mit massivem Tempo weiter – wohl weil er unter Drogen stand. Die forensisch-toxikologische Untersuchung zeigt, «dass der Angeklagte zur Tatzeit eine THC-Konzentration von 4,5 Mikrogramm pro Liter im Blut hatte». Somit war die kritische Grenze von 1,5 massiv überschritten.

Die junge Frau bremst schnell, doch es ist zu spät: 43 Meter fliegt und rutscht sie über die Strasse. Durch die Reibung auf dem Asphalt zieht es ihr die Motorradjacke vom Körper. Der Helfer, der damals zuerst am Unfallort war, sagt zu BLICK: «Ich wollte helfen. Doch sie war schon tot.» Auch an den Angeklagten erinnert er sich: «Er sagte, sie sei ohne Licht gefahren. Das ist falsch, es war eingeschaltet.»

Staatsanwalt: «Der Beschuldigte überholte skrupellos»

Der Staatsanwalt findet deutliche Worte: «Der Beschuldigte überholte waghalsig und skrupellos, kollidierte mit Larissa Caviezel und tötete sie aus grober Rücksichtslosigkeit.»

Die junge Frau war auf dem Weg zur Arbeit. Die gelernte Köchin arbeitete in Chur im Seniorenzentrum. Der Beruf war ihre Leidenschaft. Sie stand kurz vor dem Abschluss zur diplomierten Diätköchin.

Vater Heinz Caviezel (55): «Larissa war immer fröhlich»

Ihr Vater Heinz Caviezel (55) zu BLICK: «Larissa war ein positiver Mensch, immer friedliebend und fröhlich.» Obwohl es ihm schwerfällt, will er an der Verhandlung teilnehmen. Er sagt: «Eine milde Strafe wäre ein Schlag ins Gesicht.» Für ihn sei eine unbedingte Freiheitsstrafe das Mindestmass.

Bei der Einvernahme des Beschuldigten war der Vater dabei. «Es war bekannt, dass er täglich Marihuana konsumierte», sagt er und fragt sich: «Warum hat ihn seine Familie dennoch hinters Steuer gelassen?» Für ihn ist klar: «Dieser Mann darf nie wieder Auto fahren.»

BLICK konfrontierte den Angeklagten mit der kommenden Verhandlung. Er sagt nur zwei Sätze: «Ich bin kein Unmensch. Es tut mir sehr leid für die Angehörigen.»

* Name von der Redaktion geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?