Gute Aussichten in Laax GR. Stimmt das Wetter, dürften die Bergbahnen dank viel Neuschnee bereits dieses Wochenende den Betrieb aufnehmen. Dann werden wieder Zehntausende Wintersportler in Flims, Laax und Falera auf den rund 224 Pistenkilometern unterwegs sein.
Was viele Touristen in Laax nicht wissen: Egal, ob sie unten in den Talstationen in Flims oder Laax ihre Ski mieten, das Ticket für die Bergbahnen lösen oder in einer der Alphütten oben einen Kaffee trinken – es klingelt immer in der Kasse von Bergkönig Reto Gurtner (64), dem Chef der Weissen Arena.
Und der Kontrast von Laax zu vielen anderen Wintersport-Gebieten könnte nicht grösser sein. Während im Wallis ein Fonds marode Bergbahnen mit Investitionshilfen aufpäppelt und sich im St. Galler Toggenburg die Bergbahnen in einem Kleinkrieg befinden, herrscht in Laax pure Champagner-Stimmung.
Ihm gehören alle Bergrestaurants
Knapp 100 Millionen Franken hat Gurtners Firma in der vergangenen Saison umgesetzt. Es blieb ein Konzerngewinn von 4,4 Millionen Franken. «Rekordumsatz, Gewinn verdoppelt», freute sich das Unternehmen im Geschäftsbericht. Keine Frage: In Laax machen sie noch viel Kohle mit dem Schnee.
Was aber macht Gurtner anders? «Es ist am Ende ganz einfach! Wir bieten alles aus einer Hand an und können so unser Angebot komplett auf unsere Zielgruppe ausrichten und von jedem Glied in der Wertschöpfungskette profitieren», sagt der Bergkönig.
Seine Weisse Arena hat in den letzten zwanzig Jahren nebst den 28 Bahnanlagen alle Bergrestaurants im Wintersport-Gebiet übernommen, dazu die Skischulen und den Skiverleih. Damit kann Gurtner gutbetuchten Familien, die in Flims oder Laax eine Zweitwohnung haben und bei denen das Geld locker sitzt, ein passgenaues Angebot machen. Denn: «Alles ist aufeinander abgestimmt.»
Trüffel-Nudeln und edles Rind statt Pommes
Das Konzept funktioniert. Der typische Ski-Zmittag vergangener Zeiten – klebrige Pommes oder Spaghetti mit Ketchup-Sauce – sind in den 22 Bergrestaurants, die zu Gurtners Imperium gehören, keine Bestseller. Dann schon eher das Tomahawk-Steak à 110 Franken pro Kilo oder den «Caramelisierten Ziegenfrischkäse auf Grillgemüse» für 21 Franken in der Alphütte Tegia Larnags. «Gehobene Kulinarik lockt auch Ü50-Eltern an, die vielleicht nicht mehr Ski fahren, aber trotzdem Sonne, Berge und Schnee geniessen möchten», so Gurtner.
Selbst im Sommer rollt der Rubel. Die Weisse Arena hat sich nämlich auch die Sommer-Hauptattraktion in der Region, den Caumasee in Flims, unter den Nagel gerissen. 2,4 Millionen verdient die Weisse Arena mit Eintritten, Tretboot-Verleih und Gastronomie pro Jahr. «Das ist doch super – so kann ich Mitarbeiter, die im Winter auf dem Berg sind, im Sommer im Restaurant am Caumasee weiterbeschäftigen. Davon profitieren alle», sagt Gurtner.
Flimser mucken auf
Alle? Wie jeder König hat auch Gurtner nicht nur Freunde. Gerade in Flims. Egal, welches Vorhaben er mit seinem Konzern habe, in Flims würden immer viel zu viele mitreden wollen. «Erfolg hat man aber nicht, wenn man immer Nein sagt», weiss Gurtner.
Einer der lautesten Gegner in Flims ist der pensionierte Kantonsschullehrer Gilli Schmid (82). Die Weisse Arena erwirtschafte Millionen, «nimmt uns Flimser aber nach Strich und Faden aus», sagt er zu BLICK. Jetzt gerade wieder will die Gemeinde Flims beim Caumasee 6,4 Millionen Franken in einen Restaurant-Neubau investieren – an dem dann aber nur die Weisse Arena verdienen werde. Im Dezember entscheiden die Flimser an der Urne über den Baukredit. Die Leserbriefspalten in der Lokalpresse lassen erahnen, wie umstritten das Projekt ist.
Weisse Arena sahnt ab, Gemeinde schreibt Verlust
Tatsächlich profitiert die Weisse Arena in Flims stark von der öffentlichen Hand. Die Gemeinde hat den Caumasee an die Weisse Arena verpachtet, zahlt aber alle Neben- und Instandhaltungskosten der Anlage selber. Von den 2,4 Millionen Franken, die Gurtners Konzern dort einnimmt, bekommt die Gemeinde gerade einmal 200'000 Franken Pachtzins. Den Gewinn versteuert Gurtners Konzern in der Nachbargemeinde Laax. So kommt es, dass Flims fürs Jahr 2020 beim Caumasee einen Verlust von 80'000 Franken budgetieren muss – obwohl die Destination als beliebtes Instagram-Sujet boomt.
Kritik lässt Gurtner an sich abprallen. «Wer Macht hat, kann schweigen», meint er bloss. Und freut sich stattdessen auf die anbrechende Wintersport-Saison. «Dann profitieren auch die Flimser wieder von vergünstigten Eintritten.» Was die Weisse Arena jährlich
1,4 Millionen Franken an entgangenen Einnahmen koste. Am Ende sagt Gurtner dazu vielsagend: «Damit könnte ich übrigens jederzeit aufhören!»