Mutter mit 66 Jahren
Im Altersheim müssen die Zwillinge draussen bleiben

Was passiert, wenn die 66-jährige Mutter erkrankt oder in ein Altersheim ziehen muss? Für ihre Zwillinge hats dort keinen Platz.
Publiziert: 05.03.2012 um 13:46 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:37 Uhr
Von Roland Gamp

Mit ihrer Zwillingsgeburt im Alter von 66 Jahren spaltet die ehemalige Pfarrerin aus Grüsch GR die Schweiz: «Ihr gutes Recht», sagen die einen, «purer Egoismus», schimpfen die anderen. Ihre Kritik: Die Kleinen werden ihre Mutter nicht lange haben.

Die Probleme beginnen aber schon früher. Was, wenn unerwartet eine Krankheit eintritt und die Mutter mit 72 ins Altersheim muss? Ihre Zwillinge sind dann gerade einmal sechsjährig. «Dass sie die Kinder mit in das Pflegeheim nimmt, ist unmöglich», sagt Jeanpierre Liesch (41).

Der Leiter der Alterssiedlung Kantengut in Chur sieht logistische Probleme: «Wir haben hier nur Einzelzimmer, für drei Personen ist das viel zu wenig.»

Neben dem Heim gäbe es zwar Alterswohnungen, die mehr Platz bieten. Aber auch dort stellt sich die Frage nach der Lebenssituation: «Eine Alterswohnung ist sicher keine gute Umgebung, um als Kind aufzuwachsen», so Liesch. Und auch die betagten Nachbarn würden sich am Geschrei über die Mittagszeit kaum erfreuen.

«Ich hoffe, sie kann die Kinder an Bekannte abgeben»

Optimal wäre für die älteste Mutter der Schweiz wohl ein Platz im Pflegeheim Neugut, nur wenige Kilometer vom jetzigen Wohnort Grüsch entfernt.

Doch die Verantwortlichen sind auch hier skeptisch: «Es gäbe sicher bessere Lösungen, als die Kinder mit ins Heim zu nehmen», sagt Heimleiter Ruedi Nick. Er empfiehlt der Ex-Pfarrerin, Angehörige mit der Pflege zu beauftragen.

«Ich hoffe sehr, dass sie sich ein solches Szenario vor der Geburt überlegt hat und die Möglichkeit hat, die Kinder an Bekannte zu geben», sagt Nick.

Bessere Nachrichten als die Pflegeheime haben die Krankenkassen für das frischgebackene Mami parat: Die 66-Jährige konnte ihre Zwillinge in der Schweiz gebären, obwohl die Befruchtung mit der Eizellenspende in der Schweiz illegal ist.

Entbindung zahlt Krankenkasse

Die Spitalkosten übernimmt die Krankenkasse aber dennoch, da Geburten eine Pflichtleistung der Krankenkassen sind.

«Eine Zwillingsgeburt per Kaiserschnitt kostet zwischen 6000 und 10`000 Franken», sagt Silvia Schütz, Mediensprecherin von SantéSuisse. Eine grosse Krankenkasse beziffert die Kosten sogar mit durchschnittlich 10`000 Franken – je nach Komplikationen werde es noch teurer.

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