Was kann man aus dem Video des Tante-Ju-Absturzes herauslesen?
Hansjörg Egger: Das Video zeigt, dass die ersten Augenzeugenberichte über einen senkrechten Absturz keine Hirngespinste waren.
Was ist schiefgelaufen?
Von Anfang an vermutete man, dass es einen Strömungsabriss gegeben hat und der Flieger dann in eine Spirale gekommen ist. Das Video liefert Hinweise, dass das auch so passiert ist.
Spricht das für menschliches Versagen oder einen technischen Fehler?
Wenn ein Pilot nach einem Strömungsabriss in eine solche Spirale kommt, kann er fast nichts mehr tun. Insbesondere dann, wenn man relativ tief über dem Boden fliegt.
Hätte der Pilot etwas anderes tun können?
In solchen Situationen reicht häufig nicht mehr die Zeit, um zu reagieren. Die Sekunden im Flugzeug sind sowohl für Passagiere wie auch für die Piloten grausam. Einen Absturz hätte man vielleicht abwenden können, wenn man mehr Flughöhe und mehr Zeit gehabt hätte.
Wie wichtig ist ein solches Video für die Ermittlung der Unfallursache?
Für die Ermittlerinnen und Ermittler ist das ein wertvolles Dokument, weil es Augenzeugenberichte korrigieren oder bestätigen kann. Fast immer wird von einem «senkrechten Absturz» oder einem «Feuerball» berichtet. Das Video zeigt nun, wie es wirklich war.
Wie häufig gibt es solche Aufnahmen?
Mit jedem Tag immer mehr. Heute wird alles gefilmt und fotografiert. Ich hoffe für die Unfallermittler, dass man auch die Handyvideos der Passagiere auswerten kann. Ich bin überzeugt, dass die meisten Passagiere während des Fluges gefilmt und fotografiert haben, vermutlich auch das Martinsloch, das die Piloten den Passagieren zeigen wollten. Diese Videos könnten Aufschluss darüber geben, wie der Unfall entstanden ist.