Die Models würden in «herabwürdigender Art und Weise als Gegenstand sexueller Fantasien und Praktiken dargestellt». So verurteilt der Werberat ein Motiv des Smoothie-Herstellers True Fruits. Die Selbstkontrolleinrichtung der deutschen Werbewirtschaft nimmt Anstoss am Bild einer Frau, auf deren Schulter jemand mit Sonnencreme einen Penis gemalt hat.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Safthändler wegen schlüpfriger Werbung auffällt. Doch diesmal hat sich nicht nur der Werberat eingeschaltet, auch eine seit Februar laufende Petition, die Händler dazu auffordert, die Smoothies aus dem Sortiment zu nehmen, bekam wieder Aufwind.
Spar, Top CC und Prodega sehen vorerst keinen Anlass
In der Schweiz vertreiben unter anderem Globus, Spar und Top CC, Prodega sowie die Forster AG True-Fruits-Produkte, Mischungen auf Basis von Fruchtmark oder -püree. Nach der jüngsten Kontroverse entschloss sich Globus, die Marke aus den Regalen zu nehmen: «Wir verurteilen jegliche Form von Rassismus und Sexismus scharf. Diese Marketingkampagne ist für uns inakzeptabel», schreibt Marcela Palek, Leiterin Corporate Communication der Migros-Tochter.
Auch Patrick Forster, Geschäftsführer der Forster AG, nimmt Anstoss. Zwar habe man dort erst jetzt von den Vorwürfen gehört, aber: «Wir unterstützen oder billigen solche Dinge in keiner Art und Weise. Wir werden umgehend Kontakt mit den betreffenden Kunden aufnehmen, sie informieren und mit ihnen zusammen weiterschauen. Mir wäre es lieber, wenn wir die Marke aus dem Sortiment nehmen könnten.»
Spar, Top CC und Prodega sehen vorerst keinen Anlass, sich von True Fruits zu trennen. Man äussere sich nicht zur Werbung Dritter und nehme darauf keinen Einfluss. Im Übrigen solle Werbung auffallen, schreibt Daniel Lindner von Spar und TopCC: «Die Grenzen des guten Geschmacks sind dabei schwer zu definieren.»
«Diskriminierung liegt uns fern»
True Fruits lotet diese Grenzen immer wieder aus. Die Marke stand bereits wegen Slogans wie «Unser Quotenschwarzer», «Ey, verrückter Mango», oder «Abgefüllt und mitgenommen» im Verdacht, rassistisch, behindertenfeindlich und sexistisch zu sein.
True-Fruits-Geschäftsführerin Inga Koster wehrt sich: «Jegliche Form von Diskriminierung liegt uns fern.» Zudem seien gewisse Inhalte aus dem Kontext gerissen und dann erst kritisiert worden.
Auch mit dem aktuellen Werbemotiv habe man niemanden verletzen wollen: «Zugegeben, es ist ein eher albernder, kindischer Witz. Aber aus unserer Sicht ist die Darstellungsweise des Penis derart kindlich, dass kein Zusammenhang zur Unterwerfung oder Ausbeutung einer Person besteht.»
Nur «Handvoll sehr engagierter Menschen»?
Opfer von Sexismus oder sexueller Gewalt sehen das anders. Eine junge Frau auf Instagram: «Ihr werdet einfach immer widerlicher mit eurer Scheisse. Gerade unbeabsichtigt die Werbung gesehen und noch nie erlebt, dass Marketing so sehr alte Traumata triggert (auslöst).» True Fruits antwortete: «Hast du ein Penis-Trauma?» Und Koster rechtfertigt dies: «Wenn man einen solchen Kommentar schon mit Kraftausdrücken beginnt, kann man nicht erwarten, dass eine ernst zu nehmende Antwort darauf kommt.»
Eine Entschuldigung hält True Fruits trotz allem nicht für angebracht. Koster: «Ich glaube nicht, dass wir damit weit kommen. Das ist eine Handvoll sehr engagierter Menschen – und denen kann man es nicht recht machen.»
Die laufende Petition fordert übrigens nicht nur, dass Händler die Smoothies aus den Regalen nehmen, sondern auch eine «ehrlich gemeinte Entschuldigung von True Fruits.» Nach neustem Stand haben dies bereits mehr als 55'000 Personen unterschrieben.