Herausforderungen, die Flüchtlinge für das Schweizer Gesundheitssystem stellen, standen an der Konferenz von «Public Health Schweiz» und der «Swiss School of Public Health» im Zentrum.
Laut den Organisatoren geht es um die Frage, welche gesundheitlichen Probleme die Flüchtlinge aus ihrem Herkunftsland oder von ihrer Reise mitbringen, welche Erfahrungen bereits zur Verfügung stünden und welche Vorbereitungen die Versorgungsstrukturen treffen könnten.
«Die Ankunft der Flüchtlinge trifft die Schweiz nicht unvorbereitet», hielt Gesundheitsminister Alain Berset an der Tagung fest. Aber: Die psychischen Probleme, die die Flüchtlinge nach Ihrer Flucht teilweise hätten, würden ihnen den Einstieg in eine neue Gesellschaft erschweren. Hier gäbe es in der Schweiz definitiv noch Handlungsspielraum, sagte er.
Staatssekretär Mario Gattiker sieht in einer engen Zusammenarbeit zwischen der Asyl-, Migrations- und Gesundheitspolitik den Schlüssel, mit welchem die Herausforderung angegangen werden muss. Anhand einer Grafik zum Profil der Flüchtlinge führte er aus, dass 15 bis 40 Prozent der Ankömmlinge beispielsweise an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden.
Der Berner Regierungsrat Hans-Jürg Käser sagte: «Die Menschen bleiben 70 Jahre hier, wir müssen ihnen alles mitgeben, was sie für die Integration brauchen.» Je früher ein Flüchtling wisse, ob er bleiben könne, desto besser, sagte er.
Er verwies dabei auf das beschleunigte Asylverfahren, das die Stimmbevölkerung im vergangenen Juni mit der Asylreform angenommen hatten. Die Vernetzung von Praxis, Wirtschaft und Politik sei zentral, um die Herausforderungen anzupacken.
Nach zu den einleitenden Referaten nahmen die rund 220 Teilnehmenden, die hauptsächlich im Gesundheitswesen tätig sind, an Workshops teil. Dabei ging es beispielsweise um die Bedürfnisse von Kindern, Impfungen, von von Gewalt betroffenen Frauen oder um die Frage nach einer umfassenden Gesundheitsprüfung (Screening) bei der Ankunft der Flüchtlinge.
Die Sendung «10vor10» des Schweizer Fernsehens SRF berichtete am Montag über eine Studie des Tropen und Public Health-Instituts in Basel. Für diese Studie, die der Nachrichtenagentur sda vorliegt, wurde die Gesundheit von rund 100 eritreischen Flüchtlingen, die mindestens 14 Jahre alt und seit einem Jahr in der Schweiz sind, systematisch unter die Lupe genommen.
Dabei ergab sich, dass neben den von Gattiker angesprochenen psychischen Problemen rund 90 Prozent der Untersuchten einen schweren Vitamin-D-Mangel hatten und dass fast die Hälfte an einer Wurmerkrankung litt.