Mehrere Schweizer Haushalte hatten heute eine Postkarte mit einer verstörenden Botschaft im Briefkasten. Darin schreiben angebliche Muslime: «Höflich weisen wir darauf hin, dass wir nun bald in der Überzahl sind, auch bei Ihnen.» Man wolle sich mit diesem Schreiben vorstellen. «Wir möchten darum bitten, dass sich die Frauen wenn möglich verschleiern würden», heisst es weiter. Und zum Schluss: «In diesem Sinne, Allahu Akbar!»
Die Botschaft kursiert in verschiedenen Schweizer Gemeinden. Die «Zürichsee-Zeitung» hat Kenntnis von mehreren Empfängern in der Zürichsee-Region. BLICK liegen Exemplare aus weiteren Kantonen vor, unter anderen Eschenbach SG und Schwyz. Der Kantonspolizei Zürich ist der Fall bekannt. Man habe die Ermittlungen aufgenommen, bestätigt ein Sprecher.
Die Karte kursiert in verschiedenen Versionen: Auf der Vorderseite befindet sich jeweils eine Fotomontage der betroffenen Gemeinde mit einem Minarett und verschleierten Frauen. Zudem wird die Gemeinde namentlich erwähnt und ihr Wappen aufgedruckt.
IZRS: «Das ist ein schlechter Scherz»
Laut Absender stammt die Nachricht vom «Islamischen Zentralrat» der entsprechenden Gemeinde. Man denkt sofort an den Islamischen Zentralrat der Schweiz (IZRS). «Wir sind nicht die Urheber dieser Postkarten», sagt aber Generalsekretärin Ferah Ulucay zu BLICK.
Der IZRS geht davon aus, dass ein übereifriger Patriot mit einer nicht existenten Bedrohung Angst schüren wolle. «Es ist ein schlechter Witz in dieser doch angespannten Situation», sagt Ulucay. Rechtliche Schritte wegen des Namens-Klaus will der Zentralrat jedoch nicht unternehmen.
SVP-Agentur wills nicht gewesen sein
Tatsächlich sprechen weitere Details für eine – nicht besonders gute – Fälschung. Der Poststempel hat die Postleitzahl der Gemeinde Uetersen aus dem deutschen Bundesland Schleswig-Holstein. Wie BLICK-Recherchen zeigen, wurden die Karten aber nicht per Post geschickt, sondern von Hand verteilt.
In Herrliberg ZH seien die Karten bereits um 5 Uhr morgens in den Briefkästen gewesen, heisst es bei der Gemeinde. Da die Aktion anonym erfolgte und die Post nicht involviert war, wolle man nichts unternehmen – obwohl die missbräuchliche Verbreitung des Gemeindewappens eigentlich illegal wäre.
Die Machart der Postkarten erinnert teilweise an Motive der Werbeagentur Goal aus Andelfingen ZH, die bereits für viele Kampagnen der SVP erfolgreich Promotion gemacht hatte. Doch mit den Minarett- und Burka-Postkarten will die Goal nichts zu tun haben: Er habe «absolut keine Ahnung», wer dahinterstecke, sagt Goal-Geschäftsführer Alexander Segert auf Anfrage.