Fabrice Anthamatten richtete Adeline hin wie in «Braveheart»
Mord nach Drehbuch

In seiner Zelle schaute sich Anthamatten immer wieder eine Szene des Hollywood-Films «Braveheart» an. Bei der Tat trug er sogar ein Skript bei sich.
Publiziert: 29.09.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:44 Uhr
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Fabrice Anthamatten (42) plante von Anfang an, die Sozialtherapeutin Adeline Morel (†34) zu töten. Als Vorlage für die Tat diente ihm eine brutale Szene aus dem Hollywood-Streifen mit Mel Gibson.
Foto: Marcin Kokolus
Jessica von Duehren

Seine Tat war bis ins kleinste Detail geplant. Als Fabrice Anthamatten (42) am 12. September 2013 mit der Sozialtherapeutin Adeline Morel (†34) ins Auto steigt, weiss er genau, dass er sie wenig später an einen Baum fesseln und ihr genüsslich die Kehle durchschneiden wird. Genau wie in einer Szene des Hollywood-Films «Brave­heart», die er sich in seiner Zelle immer wieder angeschaut hatte.

Ab Montag steht der Mörder in Genf vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft beschreibt in der Anklageschrift, was es nach ihrer Meinung war: ein Mord nach Drehbuch. Mit seiner Tat wollte Anthamatten seine sexuellen Fantasien befriedigen. Es machte ihn an, sich vorzustellen, wie er die brutale Szene aus dem Oscar-gekrönten Streifen mit Adeline nachstellt. Er schrieb den genauen Ablauf sogar nieder und trug das Skript bei der Tat bei sich!

Skrupellose Raffinesse

Im Resozialisierungszentrum La Pâquerette spielte der verurteilte Vergewaltiger laut Anklageschrift «trickreich und mit skrupelloser Raffinesse» allen etwas vor. So gab er sich bei seinem ersten begleiteten Ausflug zur Reittherapie lammfromm. Was niemand ahnte: Das Zentrum Anima hatte er mit Absicht für seine Reittherapie gewählt – wegen dessen abgeschiedener Lage. Er kundschaftete die Örtlichkeiten penibel genau aus.

Auf dem Rückweg kaufte er sich neben Pornoheftchen auch eine Europakarte – für seine spätere Flucht. Sogar für Geld sorgte der Täter im Vorfeld. Weil er angeblich eine Jacke brauchte, bat Anthamatten in La Pâquerette um einen Vorschuss von 800 Franken.

Am 12. September war es schliesslich so weit: Anthamatten hatte sich Adeline als Begleitperson für seinen zweiten Ausflug gewünscht. Die Sozialtherapeutin stieg arglos mit ihm ins Auto. Auf dem Weg zur Reittherapie durfte er seine zuvor schriftlich beantragte «Hufpflege» kaufen – wobei er wohlweislich verschwiegen hatte, dass es sich um ein Messer handelte und nicht um eine Zeitschrift für Pferdefreunde. Das Messer, Modell «Hunter» (Jäger), hatte er telefonisch reserviert.

Verzögerte Alarmauslösung

Kurz nach Genf rief er im Reitzentrum an und kündigte seine Verspätung an. Dies, um eine Alarmauslösung maximal zu verzögern. Im Wald, kaum aus dem Auto gestiegen, beginnt sein perfides Drehbuch. In «Braveheart» wird Murron MacClannough, gespielt von Catherine McCormack, in einem Wald an einen Baum gefesselt. Die Angst steht der jungen Frau in dieser Szene ins Gesicht geschrieben. Die hübsche Brünette hat keine Chance. Brutal wird ihr mit einem Messer die Kehle durchschnitten – die Protagonistin verblutet qualvoll.

Fabrice Anthamatten genoss es, die Szene möglichst genau nachzustellen. Adelines Leiche wurde erst einen Tag später gefunden. Nach der grausamen Tat floh der Mörder mit dem Auto des Opfers in Richtung Polen. Dort wollte er seine Ex-Geliebte aufsuchen. Auch für sie hatte Anthamatten einen bestialischen Plan: Laut Anklageschrift wollte er der Frau die Augen ausstechen und sie lebendig begraben. Ermittler fanden diese Fantasie nieder­geschrieben auf seinem Com­puter.

An der deutsch-polnischen Grenze wurde Adelines Mörder schliesslich festgenommen und an die Schweiz ausgeliefert.

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