Ex-Nationalrat Toni Bortoluzzi flutet Briefkästen mit konservativen Flyern
«Kita-Kinder haben einen tieferen IQ»

Sind Kinder, die in eine Krippe gebracht werden, dümmer? Das glaubt zumindest der frühere SVP-Politiker Toni Bortoluzzi (71). Mit einer Broschüre macht er Stimmung gegen moderne Erziehungsmethoden.
Publiziert: 11.12.2018 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2018 um 17:35 Uhr
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Ex-Nationalrat und SVP-Politiker Toni Bortoluzzi setzt sich für eine konservative Erziehung bei Kindern ein.
Foto: Peter Gerber
Andrea Cattani

Toni Bortoluzzi (71) ist nicht mehr SVP-Nationalrat. Doch der Polterer kann immer noch kräftig austeilen. Diesmal bekommen den Zorn des Ex-Politikers Eltern zu spüren, die ihre Kinder in die Kita schicken. «Kinderkrippen reduzieren IQ des Kindes» lautet ein Titel in der Broschüre, die in diesen Tagen an etwa 30'000 Haushalte in der Schweiz verschickt wurde.

Hinter der Aktion steckt der Verein Schutzinitiative, ein Nachfolger des Initiativkomitees für den Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule. Toni Bortoluzzi ist Präsident des 2016 gegründeten Vereins.

Er beruft sich auf Studie aus Italien

In der Broschüre wird vor allem davor gewarnt, kleine Kinder in die Obhut von Krippen zu geben. «Jeder zusätzliche Monat, den Kinder in der Kita verbringen, führt dazu, dass sie später im Alter zwischen 8 bis 14 Jahren einen reduzierten IQ aufweisen», heisst es beispielsweise in dem Schreiben. Besonders ausgeprägt sei dieses Phänomen bei Kindern, die im Zeitraum bis zu ihrem zweiten Lebensjahr in Krippen gegeben würden.

Werden Kinder durch Kita-Aufenthalte wirklich dümmer? Bortoluzzi steht voll hinter der Behauptung in der Broschüre. «Wir berufen uns dabei auf eine anerkannte Studie aus Italien», erklärt er auf Anfrage von BLICK. Er sei sich aber bewusst, dass man sich damit gegen den heute vorherrschenden Trend stelle. «Ich bin ein konservativer Grossvater. Die Betreuung durch die Eltern und die Werte der Familie können für mich durch nichts ersetzt werden.»

«Vielleicht wünscht er sich die Frauen zurück an den Herd»

Gar nicht begeistert von der Kita-Attacke ist Nadine Hoch. Sie ist Geschäftsleiterin beim Verband Kinderbetreuung Schweiz, kurz kibesuisse, und selber Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Die Behauptungen des Vereins Schutzinitiative empfindet sie als «jenseits von Gut und Böse». 

Hoch findet es lächerlich, dass sich die Broschüre mit der erwähnten Studie einen wissenschaftlichen Anstrich geben will. Es existierten zig Studien, die genau das Gegenteil belegen würden. «Vielleicht wünscht sich Herr Bortoluzzi tatsächlich die Frauen zurück an den Herd. Die Realität sieht aber anders aus», sagt Hoch weiter. 

Hoch fordert Einführung einer Elternzeit

Die Frage, ob Kinder in einer Krippe untergebracht werden, stelle sich bei den meisten Familien sowieso nicht. «Viele haben schlicht gar keine andere Wahl, als ihre Kinder familienergänzend betreuen zu lassen.»

Statt ein altes Familienbild aus den 60er-Jahren aufrechterhalten zu wollen, sollte man sich eher dieses Problems annehmen, findet Hoch. Statt Kitas zu verteufeln, fordert sie eine «längst fällige» Einführung einer Elternzeit, wie sie beispielsweise Deutschland kennt. 

Aus seiner erzkonservativen Haltung hat Bortoluzzi noch nie einen Hehl gemacht. Für besonderes Aufsehen sorgte der 71-jährige Zürcher zuletzt 2014, als er gegen homosexuelle Paare pöbelte und meinte, diese hätten einen «Hirnlappen, der verkehrt läuft».

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