Ermittlungen zu Flügen aus Äquatorialguinea
Diktatoren-Alarm ruft Genfer Staatsanwaltschaft auf den Plan

Ein Westschweizer Journalist hat einen Twitterbot geschaffen, der automatisch Flugzeuge von Diktatoren in Genf twittert – jetzt geht die Schweiz gegen einen von ihnen vor.
Publiziert: 22.10.2016 um 19:25 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:10 Uhr
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Stellt seine Reichtum gerne zur Schau: Teodorín Obiang, Sohn von Diktator Teodoro Obiang (2013).
Foto: AFP
Coya Vallejo

Der Westschweizer Journalist François Pilet hat einen selbst arbeitenden Twitterbot geschaffen, der Daten von Hobby-Flugzeugspottern mit der offiziellen Flugzeugkennung abgleicht. Damit hat er nun wohl die Regierung auf einen europaweit geächteten Besuch aufmerksam gemacht.

Denn jedes Mal wenn ein Flugzeug im Besitz eines Diktators in Genf landet oder abhebt, generiert der Twitterbot «GVA Dictator Alert» einen Tweet mit den entsprechenden Informationen.

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Eine Diktatorfamilie fällt auf

Pilet hat seinen «GVA Dictator Alert»-Twitterbot zusammen mit seinem Cousin aufgezogen, nachdem er für die Westschweizer Zeitung «L'Hebdo» eine Reportage über den Diktator Teodoro Obiang (74) aus Äquatorialguinea gemacht hat.

Im Artikel zeigt Pilet auf, dass am Genfer Flughafen auffallend oft verschiedene Flugzeuge der Präsidentenfamilie des autoritären Erdölstaates landen – obwohl das Land im «Democracy Index» als eines der autoritärsten Länder überhaupt aufgelistet wird und sowohl die USA wie auch Frankreich gegen die Familie ein Verfahren eingeleitet hat.

Und bei diesen Untersuchungen wird vor allem eine Person besonders unter die Lupe genommen: Der Diktatorensohn Teodorín Obiang (46).

International angeklagt – in der Schweiz willkommen 

Die USA ermitteln bereits seit 2011 gegen den Diktatorensprössling: Er soll sich mit öffentlichen Geldern Äquatorialguineas eine 35 Millionen Dollar teure Villa in Malibu, einen Dassault Falcon 900-Privatjet, diverse Ferraris und kostbare Michael Jackson-Memorabilia geleistet haben.

Die rote Jacke aus «Thriller» sowie der berühmte glitzernde Handschuh des verstorbenen «King of Pop» sind nur einige wenige Beispiele der Besitztümer Teodorín Obiangs.

Im Jahr 2012 wurde schliesslich seine 4000 Quadratmeter grosse und 180 Millionen teure Wohnung in Paris ausgeräumt und seine 18 Luxusautos konfisziert. Der Diktatorensohn hat ein ausschweifendes Luxusleben auf Kosten seines Staates geführt.

Teodorín Obiang muss nächste Woche vor dem französischen Gericht erscheinen, um sich wegen Veruntreuung von öffentlichen Geldern, Korruption und Geldwäscherei zu verantworten, berichtet die «New York Times».

Nur die Schweiz scheint die Diktatorenfamilie mit offenen Armen zu empfangen. 

Schweizer Justiz reagiert nach acht Landungen

Doch die netten Empfänge könnten nun bald zu einem Ende kommen. Nach acht dokumentierten Landungen Teodorín Obiangs durch den Twitterbot in Genf, haben die Schweizer Behörden offenbar genug.

Die Schweizer Justiz hat mittlerweile ein Rechtshilfegesuch bezüglich Teodorín Obiang bei den französischen Behörden eingereicht, schreibt «24heures». Auch die Genfer Staatsanwaltschaft soll eine Voruntersuchung zum Diktatorensohn eröffnet haben.

Der Twitterbot registriert dabei nur Flugzeuge, die Diktatoren aus autoritären Regimes gehören. Dafür richtet sich Pilet am «Democracy Indicator 2015» und dessen Demokratieeinschätzung eines Staates. Neben der Flotte der königlichen Familie aus Katar, werden beispielsweise auch Präsidenten-Flugzeuge aus dem Iran, Kuweit, Angola, Russland und Kasachstan beobachtet.

Zurzeit werden von François Pilets Twitterbot über 80 verschiedene Flugzeuge aus 21 Ländern registriert. Es wurden seit dem Start im April über 60 Landungen und Abflüge von Flugzeugen von autoritären Regimen am Flughafen Genf beobachtet, schreibt «Newsweek».

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