Peter Commarmot (80) ist Fussballfan und Ex-Präsident der Auto-Partei. Der Chef einer Consultingfirma hat seit Jahren einen deutschen Billig-Presseausweis. Am 11. Februar wollte er damit in Thun BE das Meisterschaftsspiel in der Stockhorn-Arena gegen den FC Basel anschauen – gratis! Doch der Aargauer blitzte am Stadioneingang ab und musste das Ticket aus eigener Tasche bezahlen.
Presseverband verspricht unzählige Vergünstigungen
Aus gutem Grund, denn der deutsche Ausweis stammt vom Deutschen Verband der Pressejournalisten (DVPJ). Dieser wirbt mit attraktiven Sonderrabatten wie «32 Prozent Rabatt auf Neuwagen» um neue Mitglieder. Der vermeintliche Verband verspricht: 1000 Unternehmen würden Sonderkonditionen gewähren.
Einzige Bedingung: ein «Veröffentlichungsnachweis» oder eine «Redaktionsbestätigung». Zudem zahlt man eine einmalige Gebühr von 117 Euro, danach kostet der Ausweis jährlich 40 Euro.
Ex-Politiker schon lange in Besitz des Billigausweises
Commarmot besitzt den Billig-Journalistenausweis laut eigenen Angaben schon jahrelang. Die Rückweisung in Thun will er nicht akzeptieren und legt prompt Beschwerde ein. Schriftlich verlangt er die Rückerstattung des Ticketpreises von 42 Franken und die Garantie, dass «solche Vorfälle» nicht mehr passieren.
Als die Schlichtungsbehörde am Regionalgericht in Thun einen Vorschuss von 300 Franken verlangt, wird Commarmot wütend: «Das ist Schindluderei.» Der Ex-Politiker hat nun sogar eine Aufsichtsbeschwerde eingereicht. Denn, so sagt er zu BLICK: «Ich fühle mich im Recht!»
Die Causa landete mittlerweile beim Berner Justizdirektor Christoph Neuhaus (50). Der SVP-Regierungsrat kennt sich mit Presseausweisen aus. Neuhaus war einst Pressechef der Swiss Open in Gstaad BE und des Ironman Switzerland in Zürich.
«Gipfel der Unverschämtheit»
Neuhaus findet deutliche Worte: «Aus früheren Erfahrungen als Pressechef grosser Sportanlässe ist mir ein solches Verhalten nicht neu. Wenn man dann noch mit solchen Presseausweisen vor Gericht ziehen will, ist das der Gipfel der Unverschämtheit. Ein solches Verhalten verurteile ich als dreist.»
Beim grössten Berufsverband von Medienschaffenden in der Schweiz, Impressum, ist man auch schon über den deutschen Billigausweis gestolpert Eine Sprecherin bestätigt: «Der DVPJ stellt weniger professionell oder weniger intensiv journalistisch tätigen Medienschaffenden zu sehr günstigen Konditionen Presseausweise aus.»
Selbst die Parkgebühr will er zurück
Commarmot will vom FC Thun übrigens nicht nur den Eintrittspreis zurück, sondern auch die Parkgebühren von zehn Franken. Ein Sprecher des FC Thun dazu: «Selbst akkreditierte Journalisten können bei uns nicht gratis parkieren.»
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