Er vergewaltigte die Winterthurerin Lea Laasner
Sekten-Guru in Uruguay brutal ermordet

Ihr Schicksal bewegte die Schweiz. Die damals 13-jährige Winterthurerin Lea Laasner wurde in den 90ern vom deutschen Sekten-Guru Arno Wollensak jahrelang sexuell missbraucht. Jetzt wurde der Sexualstraftäter in Uruguay tot aufgefunden.
Publiziert: 31.08.2016 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:44 Uhr
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Lea Laasner war jahrelang in den Fängen des Sekten-Gurus.
Foto: BLICK
Arno Wollensak (†61)

Die Leiche von Arno Wollensak (†61) wurde am Sonntag gefesselt am Strand der südosturuguayischen Ortschaft La Floresta entdeckt und erst am Dienstag identifiziert, berichtet die Zeitung «El País». Der Tote wurde mit einer Plastiktüte über dem Kopf, angelegten Handschellen und gefesselten Füssen aufgefunden.

Wollensak lebte jahrelang mit ungefähr 40 Mitgliedern seiner Sekte «Licht-Oase» in dem zentralamerikanischen Staat Belize. Er vergewaltigte und misshandelte mehrere Mädchen. Er hat laut Staatsanwaltschaft 1994 die damals 13-jährige Winterthurerin Lea Laasner (36) mehrfach vergewaltigt. Seiner Frau wurde Beihilfe vorgeworfen.

Erst im Alter von 21 Jahren gelang Laasner 2001 die Flucht aus der Sekte, danach floh Wollensak aus Angst vor einer Verhaftung mit seiner Frau Julie Ravell Hals über Kopf aus Belize – die Sekte zerbrach. Er tauchte unter, fälschte Dokumente und nahm den Namen Helmut Rosenthal auf. 2008 kam der Sexualstraftäter nach Uruguay und beantragte eine Aufenthaltsgenehmigung.

Keine Auslieferung - verjährt!

Schliesslich konnten Fahnder des Bundeskriminalamts und der Polizei in Uruguay ihn und seine Frau vergangenen Sommer festnehmen. Doch die geplante Auslieferung nach Deutschland wurde von dem Strafgericht für organisierte Kriminalität in Uruguay abgelehnt - Verjährung! Wollensak wurde wieder freigelassen.

In ihrem Buch «Allein gegen die Seelenfänger: Meine Kindheit in der Psycho-Sekte» verarbeitete Lea Laasner ihre schlimmen Erfahrungen in der Sekte, erhielt 2005 für ihren Mut den Prix Courage. Danach zog sich die Zürcherin aus der Öffentlichkeit zurück, holte die während der Sektenzeit verpasste Schulbildung nach und studierte Psychologie.

Auch Katharina Meredith (35) aus Zug wurde von Wollensak sexuell missbraucht und kämpft noch heute mit den Folgen der traumatischen Sektenerfahrung.

Katharina mit Arno Wollensak und Sektenmitglied Christopher, mit dem sie verkuppelt wurde. Das Bild entstand im Jahr 2000.
Foto: BLICK

Auf der Suche nach einem neuen Lebenssinn besuchten die Eltern 1992 ein esoterisches Seminar in Berlin. Und fanden sofort Gefallen an den irren Weltrettungstheorien, die ihnen dort präsentiert wurden. Ein paar Monate später verkauften sie ihren ganzen Besitz und zogen mit Katharina und ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder in die rund 40-köpfige Kommune von Wollensak. Katharina und ihr Bruder wurden mit sechs anderen Kindern in ein Zimmer gepfercht, der Kontakt mit den Eltern wurde unterbunden. «Wir haben anfangs extrem viel geweint», erinnert sie sich. Und erklärt: «Die komplette Entwurzelung gehörte zum Indoktrinationsprogramm der Sekte.»

Schon bald kam es zu ersten sexuellen Übergriffen auf die Kinder – zur Prüfung ihres spirituellen Wachstums, wie der Guru behauptete. Aus Angst, sie würden dadurch die Mission der Weltrettung gefährden, wehrten sich die Eltern nicht dagegen. Auch nicht, als die meisten von ihnen sterilisiert wurden. «Die Erwachsenen hatten ihre Persönlichkeit abgelegt. Sie folgten Arno wie Lämmer, sie waren süchtig nach seiner Aufmerksamkeit, dem Heil, das er ihnen versprach.»

Auch Katharina Meredith aus Zug war jahrelang in den Fängen des Sex-Gurus gefangen.
Foto: ZVG

«Ich war mental völlig verkrüppelt»

Katharina wurde wie die anderen Mädchen unter den Männern der Sekte herumgereicht. «Arno bestimmte, wer mit wem schlief, und was wir zu tun hatten», sagte Meredith im Juli zu BLICK. Als der Oberguru für kurze Zeit nach Europa zurückkehrte, flüchtete Katharina in die USA, ihr Bruder nach Deutschland. Sie war eine 21-jährige Frau, der man alles, was sie je geliebt hatte, weggenommen hatte. «Ich war mental völlig verkrüppelt.»

Doch Katharina raffte sich auf. Machte den Highschool-Abschluss, studierte danach Psychologie. Nach neun Jahren zog sie 2015 mit ihrem amerikanischen Mann und den beiden Kindern (7 und 4) in die Schweiz. Den Wahnsinn aus dem Kopf zu bekommen und zu lernen, wieder fühlen zu können, sei das Schwierigste gewesen, sagt sie heute. Jahrelange Therapie und die Liebe ihrer jungen Familie hätten ihr dabei geholfen.

Meredith, die heute als Fotografin, Malerin und Betreuerin anderer Sektenopfer arbeitet, sagte vergangenen Monat: «Ich hoffe, er schmort in der Hölle.» Bestimmt. (gru)

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