Chiara di Molfetta (18) erzählt, wie die Jugend kommuniziert
Keine Stunde ohne Handy

Chiara di Molfetta (18), Mittelschülerin aus Bern, nimmt ihr iPhone mit ins Bett. Sie erzählt über Regeln, Trends und Druck des jugendlichen Handykonsums.
Publiziert: 15.10.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:16 Uhr
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Am Freitag kaufte Chiara di Molfetta das neuste iPhone: «Es ist ein bisschen wie einneues Familienmitglied.»
Foto: Peter Gerber
Tobias Marti (Text) und Peter Gerber (Fotos)

Am Morgen schaue ich als Erstes auf mein iPhone. Wenn in der Nacht etwas los war, habe ich so zehn neue Whatsapp-Nachrichten. Meist sind es weniger, weil ich vor dem Einschlafen versuche, alle Konversationen abzuschliessen. Ich bin bei etwa zehn Whatsapp-Gruppen dabei, aktiv bin ich in vier oder fünf.

Instagram habe ich nicht mehr. Das ist mir zu anstrengend und demotivierend. Die Bilder der Stars sind zu perfekt. Alle machen Sport, sind dauernd in den Ferien, essen gesund und haben einen schönen Körper. Das erzeugt Druck. Und man wird neidisch. Snapchat nutze ich. Dort zeigen die Kollegen ihre Filme und Bilder. Ich freue mich, wenn jemand etwas Spannendes erlebt hat. Die Bilder sind weniger perfekt, aber auch hier geht es darum, sich in ­einem guten Licht darzustellen.

Facebook ist so gut wie tot

Es gibt ungeschriebene Regeln. Wer seine Bilder zu stark bearbeitet, muss sich blöde Sprüche gefallen lassen. Auch bei den Ex-Beziehungen sollte man zurückhaltend sein. Viele posten Lieder, Zitate oder Bilder, um die Aufmerksamkeit des Ex zurückzubekommen. Das ist ein No-Go, weil es ­einen sehr privaten Bereich betrifft. Die Regel wird aber oft gebrochen.

SMS schicke ich nur noch, wenn ich mit den Grosseltern kommuniziere. Facebook ist so gut wie tot bei den Jungen, seit die Eltern es für sich entdeckt haben. Ich telefoniere aber noch ganz gerne.

Mein Handy ist immer bei mir. Eine Stunde ohne draufzuschauen gibt es nicht. Auch während der Schule. Die Kolleginnen antworten immer, auch wenn sie gerade auf der Arbeit sind. Mein Handy nehme ich auch mit ins Bett. In der Nacht ist es eingeschaltet.

Eingriff in die Privatsphäre

Ja, ich bin handysüchtig. Mein erstes Handy bekam ich in der 6. Klasse. Bis ich etwa 16 war, haben die Eltern meinen Handy-Konsum eingeschränkt. Um 20 Uhr war Schluss. Und ich hatte nur ein Abo ohne Internet. Online war ich nur, wenn ich irgendwo Wireless-Internet hatte. Was ich trieb, haben die Eltern nicht kontrolliert. Einer Kollegin durchsuchen ihre Eltern regelmässig ihr Handy. Das ist ein Eingriff in die Privatsphäre.

Meinen eigenen Kindern würde ich frühestens ab der 7. Klasse ein eigenes Handy geben. Mich schockiert, wie viele kleine Kinder modernere Geräte haben als ich. Sowieso sind die Jüngeren noch süchtiger als meine Generation. Meine 14-jährige Cousine sendet am Laufband und auf allen Kanälen. Das ist unglaublich. Dieses Tempo wäre mir zu anstrengend. Die allerneusten Trends gehen sehr schnell vorbei. Letztes Jahr war es die App Musical.ly. Was im Moment abgeht, weiss ich nicht. Langsam bin ich zu alt dafür.
Cybermobbing habe ich nie erlebt. Meine Kolleginnen haben davon gerüchteweise gehört. Etwa, dass Nacktbilder und blöde Videos kursieren. Mein Freundeskreis ist aus dem Cybermobbing-­Alter bereits wieder raus. Das ist eher ein Problem an den Schulen.

Was die Jugend meint

Ask.fm

Über die Plattform kann man Fragen stellen, die Beantwortung ist freiwillig. Junge stellen oft harmlose Fragen. Cybermobbing kommt aber auch vor.

Instagram
Die wohl beliebteste Fotoplattform. Hier tauschen Junge Fotos aus, stellen sich selbst dar. Auch Nachrichten werden versandt. Je mehr Anhänger jemand hat, desto höher ist das Ansehen.

Whatsapp
Kommunikationsmittel Nummer eins der Jugend. Für Nachrichten, Bilder und Filme.
SnapchatBekannt für Kurzfilme, die ­verschickt werden und die sich nach einiger Zeit selber löschen. Konkurrenz von Instagram.Musical.lyDamit können 15-sekündige Musikvideos aufgenommen und mit anderen Nutzern geteilt werden.

Snapchat
Bekannt für Kurzfilme, die ­verschickt werden und die sich nach einiger Zeit selber löschen. Konkurrenz von Instagram.

Musical.ly
Damit können 15-sekündige Musikvideos aufgenommen und mit anderen Nutzern geteilt werden.

Ask.fm

Über die Plattform kann man Fragen stellen, die Beantwortung ist freiwillig. Junge stellen oft harmlose Fragen. Cybermobbing kommt aber auch vor.

Instagram
Die wohl beliebteste Fotoplattform. Hier tauschen Junge Fotos aus, stellen sich selbst dar. Auch Nachrichten werden versandt. Je mehr Anhänger jemand hat, desto höher ist das Ansehen.

Whatsapp
Kommunikationsmittel Nummer eins der Jugend. Für Nachrichten, Bilder und Filme.
SnapchatBekannt für Kurzfilme, die ­verschickt werden und die sich nach einiger Zeit selber löschen. Konkurrenz von Instagram.Musical.lyDamit können 15-sekündige Musikvideos aufgenommen und mit anderen Nutzern geteilt werden.

Snapchat
Bekannt für Kurzfilme, die ­verschickt werden und die sich nach einiger Zeit selber löschen. Konkurrenz von Instagram.

Musical.ly
Damit können 15-sekündige Musikvideos aufgenommen und mit anderen Nutzern geteilt werden.

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