24 Jahre oder 8642 Tage sass Elisabeth Fritzl, die Tochter von Josef Fritzl, mit ihrem Inzest-Nachwuchs im Verlies. 8642 Tage, in denen sie und ihre Kinder die Vergewaltigungen, Schläge und Machtspiele des heute 74-Jährigen erdulden mussten. Jetzt sind Auszüge aus dem «Tagebuch» von Elisabeth an die Öffentlichkeit gelangt: Die junge Frau hielt ihr Martyrium auf kleinen Zetteln fest, die sie vor ihrem Peiniger versteckte.
Jedes Mal, wenn ihr Vater sie vergewaltigte und schlug, notierte Elisabeth dies.
Ratten mit blossen Händen gefangen
Elisabeth beschreibt etwa, wie sie Ratten mit blossen Händen fangen musste, von den Nagern in Ruhe gelassen zu werden. Oder wie sie und ihre Kinder tagelang Hunger leiden mussten, weil Vater Josef wieder einmal seine Macht über seine «Kellerfamilie» demonstrieren wollte.
Eine Waage unterhielt die Keller-Kinder
Berührend, wenn Elisabeth schildert, wie ihre Kinder aus der Inzestbeziehung mit ihrem Vater in der kargen Kellerumgebung zu spielen versuchten: Spiegel etwa hätten die Kinder fasziniert, aber auch die Waage aus dem Badezimmer: «Die Kinder assen etwas und stellten sich dann sofort auf die Waage, um zu sehen, ob sie mehr anzeigen würde.»
Der Kerker mit Kondenswasser
Elisabeth schreibt auch, wie schlimm der Keller vor allem im Sommer gewesen war: Es sei hier so heiss geworden, dass Kondenswasser an den Wänden herunter lief. «Wir waren immer glücklich, wenn der Sommer vorbei war», so Elisabeth.
Josef Fritzl schwängerte seine Tochter Elisabeth insgesamt sieben Mal. Elisabeth trug alle sieben Kidner aus. Doch eines starb im Keller. Von den verbliebenen sechs Kindern wurden drei in der Wohnung von Josef Fritzl und seiner offenbar nichts ahnenden Ehefrau «normal» aufgezogen, die übrigen drei sowie Tochter Elisabeth darben 24 Jahre im Keller der Fritzls.
Das Herz tut einem weh, wenn man liest, was Elisabeth zum Tod ihres siebten Kindes schreibt: Sie habe das sterbende Kind im Arm gehalten. Das Baby konnte nicht atmen und lief blau an. Dann starb es, und Josef Fritzl verbrannte den kleinen Körper. Die Asche verstreute er im Garten. «Wenigstens ist der Bub jetzt in einer besseren Welt», so Elisabeth.
Tagebuch wichtig im Prozess
Wegen dem Tod eines der sieben Kinder muss sich Fritzl nächste Woche vor Gericht auch wegen Mordes verantworten – zusätzlich zur Anklage wegen Sklaverei, Vergewaltigung, Freiheitsentziehung, schwerer Nötigung und Blutschande. Die Tagebucheinträge von Tochter Elisabeth werden dabei eine wichtige Rolle im Verfahren gegen Josef Fritzl spielen, wie die österreichische Staatsanwaltschaft gegenüber österreichischen Medien bestätigte. (gux)