Deutschen stinkts gewaltig
Keine Schweizer Säcke mehr in Bad Säckingen (D)

Im grenznahen Bad Säckingen (D) entsorgen offenbar viele Schweizer ihren Abfall. Das stinkt den Deutschen gewaltig. Deswegen hängt nun auf den Recyclinghöfen ein amtliches Verbots-Schreiben.
Publiziert: 17.04.2018 um 19:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:16 Uhr
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Dieses Schreiben hängt auf dem Recyclinghof in Bad Säckingen (D).
Foto: Zvg
Johannes Hillig

Deutschland ist ein Müll-Paradies: Egal ob Glas, Papier oder Holz, alles kann auf den dortigen Recyclinghöfen abgegeben werden – und zwar kostenlos. Sogar Grünabfälle können einfach entsorgt werden. Und das nutzen auch gerne die Schweizer, die in Grenznähe wohnen.

Doch das könnte sich bald ändern. Denn dem Müll-Tourismus wird der Kampf angesagt. Seit kurzem hängt auf mehreren deutschen Recyclinghöfen ein kleines, unscheinbares Blatt Papier. Darauf heisst es: «Der Export von Siedlungsabfall/Hausmüll aus der Schweiz ist verboten.» Gleiches gilt für Elektroschrott, Sperrmüll und Bioabfälle. 

«Das ist doch Diskriminierung»

Ein Unding findet der Aargauer Professor Volker Schulte. «Das ist doch Diskriminierung. Bisher gab es nie Probleme mit dem Müll. Aber plötzlich soll das nicht mehr gehen», sagt der Akademiker zu BLICK. Die Schweizer dürften zwar in Deutschland fleissig einkaufen, aber der Müll solle gefälligst woanders entsorgt werden. «Das macht doch keinen Sinn!»

Schulte fährt einmal die Woche mit seinem Ford Ka den Güsel von Wallbach AG zum Recyclinghof in Bad Säckingen (D). Sieben Kilometer hin, sieben Kilometer zurück – so auch letzte Woche. Dabei entdeckt er den seltsamen Müllverbots-Zettel und ist schockiert.

«Wird es jetzt regelmässig auf den grenznahen Recyclinghöfen Kontrollen geben? Wie sehen diese aus? Wenn nur Personen mit Schweizer Kennzeichen nicht mehr ihren Müll entsorgen dürfen, dann komme ich eben mit dem Fahrrad», wettert der Professor.

Auf dem Recyclinghof in Bad Säckingen wird Schulte nicht weitergeholfen. Im Gegenteil: Die Mitarbeiter vor Ort wissen selber nicht, wie sie mit dem Schweizer-Verbot umgehen sollen. «Sie haben nicht mal den Aushang verstanden. Ich wurde dann gefragt, ob ich ihnen nicht erklären könnte, was das Schreiben bedeute», so Schulte.

Gemeinden wissen von nichts

Was genau das Schreiben nun für Folgen hat, ist sowieso fragwürdig. Verfasst wurde der Text von der Sonderabfallagentur Baden-Württemberg (SAA) in Abstimmung mit dem Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU).

Wer bei der illegalen Müll-Entsorgung in Deutschland erwischt wird, muss den Abfall wiedermitnehmen. Und nicht nur das: Der Müll muss mit einem Nachweis in der Schweiz entsorgt werden. Denn: Das Vergehen wird auch dem Bafu mitgeteilt. Wer dann nicht beweisen kann, wo der Müll gelandet ist, dem droht Ärger. Was genau, will man beim Bafu aber nicht verraten.

Sperrmüll kostet in der Schweiz

Während das die also die SAA und das BAFU Hand in Hand arbeiten, wissen die grenznahen Gemeinden nichts von einem Müll-Problem. Und von einem Schreiben erst recht nicht. «Den Müll nach Deutschland zu bringen macht doch keinen Sinn», sagt eine Angestellte zu BLICK. In der Schweiz könnte man ebenso zahlreichen Abfall kostenlos entsorgen.

Das stimmt: Die Recyclinghöfe unterscheiden sich kaum voneinander. Aber: Es gibt ein paar feine Unterschieden. Die Deutschen nehmen zum Beispiel Sperrmüll kostenlos an. In der Gemeinde Stein AG sieht das anders aus. Hier wird für Sperrmüll 40 Rappen pro Kilogramm fällig. Bei Sondermüll sogar 5,5 Franken pro Kilogramm. Nicht gerade viel, aber offenbar genug für viele Schweizer nach Deutschland zu fahren.

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