Der Todespfleger von Luzern
Das ist er!

Publiziert: 07.07.2001 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 08.10.2018 um 23:59 Uhr
LUZERN – Roger Andermatt (32) – er ist der Todespfleger von Luzern.

«Er war mir schon immer unheimlich», sagt S. F.*, eine ehemalige Arbeitskollegin. «Er redete gerne und viel, doch manchmal wirkte er wie abwesend. Das machte mir Angst.»
Vor dem Altersheim Eichhof in Luzern arbeitete Andermatt mehrere Jahre im Betagtenheim «am Schärme» in Sarnen OW.
«Roger pflegte nur Frauen. Auf eigenen Wunsch. Oft mussten wir wegen ihm den Dienstplan umschreiben», erinnert sich S. F. Sein Lieblingsdienst war die Nachtschicht.
Hat er auch im «Schärme» Patientinnen getötet?
Gestern hat die Polizei die Ermittlungen auf das Betagtenheim «am Schärme» in Sarnen ausgedehnt. Untersucht wird, ob es auch dort zu verdächtigen Todesfällen gekommen ist. «Das würde mich nicht erstaunen», sagt S. F. – «es starben damals viele Leute.»
Schon vor seiner Ausbildung zum Krankenpfleger hatte Andermatt im «Schärme» und auch bei der «Spitex» in Sarnen gearbeitet. Später hatte er im «Schärme» eine höhere Position – er war Stellvertreter der Stationsschwester. S. F.: «Immer wenn wir im Team über aktive Sterbehilfe diskutierten, hatte Roger die extremsten Ansichten. Er sagte jeweils: ÐWarum nicht?ð»

Roger Andermatt – selbstbewusst und lebenslustig. Als DJ «R.O-Gee» unterhielt er am Abend die Gäste in der Penthouse-Bar in Luzern und im «Downtown» in Sachseln. Musik war seine grosse Leidenschaft. «Auch tänzerisch war er sehr begabt. Vor rund zehn Jahren gewann er einen grossen Titel im Paartanz», weiss S. F. Er gab auch selber Tanzstunden. Eine Tanzpartnerin von Andermatt zu BLICK: «Roger ist ein sehr musikalischer Mensch und kann beim Tanzen die Musik körperlich umsetzen wie sonst kaum ein Schweizer.»
Was er getan hat, ist für alle, die ihn privat kennen, überraschend und schockierend. Eine Freundin: «Niemals hätten wir ihm so etwas zugetraut.»
Neun betagte Frauen hat Roger Andermatt seit Dezember 2000 im Alters- und Pflegeheim Eichhof umgebracht. «Aus Mitleid», wie er den Beamten bei seinem Geständnis selber sagte. Die Ermittlungen werden laut Polizei noch mehrere Monate dauern. Noch weiss niemand, auf welche Weise er die Frauen getötet hat. Andermatt glaubt, er habe etwas Gutes getan.

*Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden