So spektakulär das logistische Brimborium, so unspektakulär war Donald Trumps Rede vor den WEF-Teilnehmern. Ein zum Bersten gefüllter, aufgeheizter Saal. Ohne Getränke. Flüssigkeiten durften nicht hinein – aus Sicherheitsgründen, wie es hiess. Dann kam Trump.
Er pitchte sein Land wie ein Werbemanager auf Speed: «Es gab noch nie eine bessere Zeit als heute, um in Amerika zu investieren.» – «Ich lade Sie ein, Teil der unglaublichen Zukunft Amerikas zu werden.» – «Unter meiner Regierung wird die Welt Zeuge der Wiederauferstehung eines starken und blühenden Amerikas sein.»
Man hörte dem höflichen Applaus an, wie wenig der mächtigste Mann der Welt damit zu überzeugen vermochte – und schon entschwand er wieder in Richtung Tiefgarage, zur Limousine, zum Landeplatz und zu seinem persönlichen Hubschrauber Marine One, der ihn inmitten einer Eskorte von Super Pumas der Schweizer Armee nach Zürich brachte, zur Air Force One.
Um 16 Uhr hob die Präsidentenmaschine ab: Flugziel Washington D. C. Davos war wieder Davos.
Zwei Tage lang hielt Trump das World Economic Forum in Schach. Alles drehte sich nur um ihn. Die anderen Gäste – egal, wie bedeutend – rückten in den Hintergrund. Und doch war die Teilnahme des US-Präsidenten gut fürs WEF, gut für Davos, gut für die Schweiz.
- Das WEF war noch nie so hochkarätig besetzt wie dieses Jahr. Es hat seine Rolle als wichtigstes Forum der Welt gefestigt.
- Die Schweiz konnte ihre Beziehungen zu den Vereinigten Staaten stärken. Es war das erste Mal seit 18 Jahren, dass ein Bundespräsident 40 Minuten lang mit dem US-Präsidenten sprach.
- Davos war in den Weltmedien präsenter denn je – ein Gratiswerbeffekt für das ganze Land.
Ebenfalls viel zu reden gab eine Aktion von BLICK. Am Donnerstag stand auf der Frontseite: «Dear Mr President, welcome to Switzerland! Please call immediately: +41 76 823 00 47».
BLICK hat Trump in der Vergangenheit oft hart kritisiert und wird dies auch in Zukunft tun, weil BLICK andere Werte vertritt: für einen funktionierenden Sozialstaat, für Solidarität, für den Schutz von Minderheiten, für Medienfreiheit.
Aber wenn ein demokratisch gewählter Präsident die Schweiz besucht, verdient er einen respektvollen Empfang. Die Titelseite war eine spielerische Aktion mit ernstem Inhalt: BLICK stellte Trump an diesem Tag 80 sehr direkte Fragen. Natürlich rief Trump nicht an. Er gab auch kein Interview. Aber ich zeigte ihm den BLICK, als er das Kongresszentrum in Davos betrat. Trump blieb stehen, meinte: «Cool, I like that», und signierte die Titelseite.
Ebenso natürlich gab es heftige Schelte, aber auch Anerkennung in den sozialen Medien: Ein weiterer Beweis dafür, wie sehr Trump polarisiert – und dafür, wie stark der BLICK wahrgenommen wird.