Vor ein paar Wochen hat Verteidigungsminister Guy Parmelin das Projekt für eine bodengestützte Luftabwehr (Bodluv) sistiert – es war ans Licht gekommen, dass die zu beschaffenden Lenkwaffen den Anforderungen nicht genügen.
Das hat Armee-Chef André Blattmann, ein Verfechter des Projekts, offenbar noch nicht verdaut. In einer Rede vor 150 Generalstabsoffizieren in Brugg AG schaltet der Korpskommandant in den verbalen Kriegsmodus. Die heftigste Attacke gilt dem Whistleblower aus den eigenen Reihen, die Affäre mit einer Indiskretion an die Öffentlichkeit gebracht hat.
«Ich freue mich, wenn man den Missetäter, den Verräter findet, und ich freue mich, wenn wir den im übertragenen Sinne auf die Schlachtbank führen können. Gerne bin ich behilflich beim Demontieren der Gradabzeichen», sagte Blattmann gemäss «Zentralschweiz am Sonntag». Dieser «widerliche Kerl» habe möglicherweise im Auftrag der Konkurrenz gehandelt.
Dann knöpft sich Blattmann die Medien vor. Allen voran den Moderator der SRF-«Rundschau», die Teile der Dokumente im Zusammenhang mit dem Projekt veröffentlicht hatte. «Sandro Kotz, äh Brotz» nennt ihn Blattmann.
«Ich hoffe, der CdA verliert nur bei meinem Namen und nicht im Ernstfall die Nerven.»
Brotz selbst nimmt die verbale Entgleisung Blattmanns cool. «Fanpost der übleren Sorte bin ich mir gewohnt», schrieb er auf seinem Twitter-Account. «Ich hoffe, der CdA verliert nur bei meinem Namen und nicht im Ernstfall die Nerven.»
Trotzdem. Die Rede kommt bei Sicherheitspolitikern im Parlament nicht gut an. «Wir sind nicht in der Türkei – bei uns muss Kritik möglich sein», sagt der St. Galler FDP-Nationalrat Walter Müller zur «Zentralschweiz am Sonntag». Grünen-Fraktionschef Balthasar Glättli findet, mit seiner martialischen Sprache und der Verachtung gegenüber Medienschaffenden ging Blattmann zu weit: «Würde er nicht sowieso zurücktreten, müsste ich seinen Rücktritt fordern.» (rey)
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