Die neue Umweltministerin Simonetta Sommaruga hat in einem Interview einen nationalen Schulterschluss gegen den Klimawandel gefordert. «Zuerst sollten wir aufhören, den Klimaschutz als etwas zu betrachten, das uns nur Geld kostet», forderte die 58-Jährige im Interview mit der «NZZ am Sonntag». «Auch Nichtstun kostet», sagte die seit Januar amtierende Vorsteherin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) mit Verweis auf Schäden durch Bergstürze und Hochwasser.
Es brauche einen Schulterschluss in der Klimapolitik, damit die Umwelt, aber auch die Arbeitnehmenden und die Bevölkerung profitierten, sagte Sommaruga. Jetzt sei die Politik gefordert, konkrete Massnahmen für den Umweltschutz zu realisieren.
Umweltvorgaben für den Finanzplatz
Akzente setzen will Sommaruga etwa im Strassenverkehr rund um Offroader. «In der Schweiz werden viele schwere und grosse Autos verkauft.» Die Neuwagenflotte hierzulande habe europaweit den höchsten CO2-Ausstoss, nämlich 134 Gramm pro Kilometer. Die Erdölnation Norwegen sei bereits bei 84 Gramm. «Da müssen wir nochmals über die Bücher.» Die Umweltministerin will die Emissionsvorgaben für Neuwagen möglichst im Gleichklang mit der EU senken und dafür sorgen, dass die Vorschriften beim Import von verbrauchsstarken Autos nicht unterlaufen werden.
Sommaruga unterstützt auch Umweltvorgaben für den Finanzplatz, wie sie die Ständeratskommission ins geplante CO2-Gesetz aufnehmen will. «Es ist widersprüchlich, dass wir Klimaschutz in der Schweiz betreiben und gleichzeitig über unsere Pensionskassengelder und Bankkredite zum Beispiel in den Erdölsektor investieren.»
Ausserdem will die UVEK-Chefin den Flugverkehr nicht von Umweltmassnahmen ausnehmen. «Niemand versteht, weshalb der Flugverkehr systematisch aus der Klimadebatte ausgeklammert wird.» Ob letztlich eine Mehrheit für eine Flugticketabgabe zustande komme, werde sich weisen.
Schliesslich zollte Sommaruga den Jugendlichen, die für den Klimaschutz auf die Strasse gehen, ihren Respekt. «Ich habe volles Verständnis für die Anliegen und die Ungeduld dieser Jugendlichen. Es geht um ihre Zukunft.» Sie habe am Mittwoch eine Delegation der Klimajugend empfangen und sei beeindruckt gewesen. Diese 15- bis 22-Jährigen würden sich mit Herz und Verstand engagieren. «Sie lehnen sich auf, sind bestens informiert und stark in der Argumentation.» (SDA)